Ein leiser Weckruf an diejenigen unter euch, die spüren, dass es fünf vor zwölf ist. 🕚
Es gibt sie, die Sätze, die wir selten aussprechen, obwohl sie uns täglich begleiten.
Sie sitzen in den Zwischenräumen unserer Gedanken, sie nisten sich in müden Abenden ein oder in jenen ominösen Minuten am Morgen, in denen wir die Welt noch nicht ganz hineinlassen wollen.
Einer dieser Sätze lautet:
«Ich weiss EIGENTLICH, dass ich es tun SOLLTE …»
Doch dieses eigentlich kommt selten bis niemals alleine.
Es trägt stets, wie symbiotisch eingebrannt, ein unsichtbares Anhängsel mit sich, das … ABER.
- Eigentlich weiss ich, aber ich fürchte mich.
- Eigentlich weiss ich, aber ich habe gerade keine Kraft.
- Eigentlich weiss ich, aber was, wenn ich es falsch anpacke?
- Eigentlich weiss ich, aber vielleicht wird es ja von selbst besser.
- Eigentlich weiss ich, aber das Vertraute ist halt eben ….. bekannt und vertraut.
Dieses kleine Wort «aber» hat eine gewaltige Macht.
Es ist wie ein weicher Wall zwischen Entscheidung und Handlung, eine seidenfeine Grenze zwischen Wille und Tat.
Wir Menschen stehen oft auf dieser Grenze und warten ….. manchmal kurz, manchmal lange, manchmal bis zum bitteren Ende, wie festgewurzelt.
Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre schrieb dazu:
«Du bist frei, und
genau diese Freiheit belastet dich.»
Vielleicht beschrieb er damals damit genau diesen Moment, in dem wir wissen, wozu wir fähig wären und dennoch zögern. Wahrscheinlich ist Freiheit deshalb schwer, weil sie uns zwingt, Verantwortung zu übernehmen.
Verantwortung für uns selbst, für unser Tun, für unsere Unterlassungen.
Opportunitätskosten als der unsichtbare Preis des Nicht-Handelns
Wir glauben oft, dass Nicht-Handeln neutral sei.
Doch jede unterlassene Entscheidung ist selbst eine Entscheidung und hat sie ihren Preis.
Ökonomen nennen diesen Preis Opportunitätskosten. Sie sind selten sichtbar und doch fliessen sie täglich aus unserem inneren Konto ab wie Wasser den Rheinfall herunterdonnert.
- Die Steuererklärung nicht zu machen, kostet uns Ruhe.
- Das Gespräch nicht zu führen, kostet uns Klarheit.
- Missstände nicht zu benennen, kostet uns Integrität und oft die besten Menschen im System.
Denn, diese prokrastinieren nicht, sie agieren mit voller Lebenskraft. - In einer Situation zu bleiben, die uns klein macht, kostet uns Lebensqualität.
«Zahlen wir einmalig für die Handlung
oder dauerhaft für die Vermeidung?»
Dieser Satz kann zum Wendepunkt werden.
Er macht deutlich, dass wir immer zahlen. Die Fragen sind hier lediglich wie viel, wie lange und wofür?
Cicero zitiere ich hier gerne, welcher schrieb:
«Nicht für das Leben,
sondern für das GUTE Leben müssen wir uns Mühe geben.»
Es ist nicht genug lediglich zu funktionieren. Es geht darum so zu leben, dass es unserem Wesen entspricht.
Das «gute Leben» entsteht durch Entscheidungen und nicht durch Aufschub.
Das Verharren im Schmerz als eine seltsame Art von Treue
Es gibt einen merkwürdigen Mechanismus in uns Menschen. Wir verharren lieber im bekannten Schmerz, als in das unbekannte Neue zu treten. Es wirkt paradoxerweise sicherer, sich in alten Mustern einzunisten, selbst wenn sie schmerzen.
Darum stelle ich mir immer öfter die Frage:
Haben wir so viele Masochisten auf diesem Planeten?
So viele Menschen, die lieber im Schmerz wohnen bleiben, statt einmal klar und bestimmt zu handeln?
Ist der Homo sapiens in Wahrheit ein «Homo prokrastinatus amus schmerzus», also ein prokrastinierender Mensch der den Schmerz liebt? 🤔
Natürlich nicht….. Die Wahrheit ist subtiler und viel mitfühlender.
Menschen verharren nicht aus Schwäche, sondern aus Selbstschutz.
Schmerz, den wir kennen, ist vertraut.
Veränderung dagegen ist ungewiss und das Ungewisse flösst dem Menschen Angst ein.
Khalil Gibran schrieb:
«Schmerz bricht das Herz, doch
gerade in den Rissen fällt das Licht ein.»
Vielleicht müssen wir die Risse nicht fürchten, denn vielleicht zeigen sie uns pointiert, wo wir wachsen sollen.
Selbstreflexion als die stille Kunst der Selbstbegegnung
Bevor etwas im Aussen geschieht, muss etwas im Innern beginnen. Handlung entsteht nicht bloss aus Druck, sondern aus Einsicht. Selbstreflexion ist kein Akt des Leidens, sondern einer der Befreiung.
Es bedeutet:
- sich selbst ins Gebet zu nehmen,
- den eigenen Status quo ehrlich betrachten,
- die Schmerzen benennen,
- die eigenen Muster würdigen, ohne ihnen weiter zu dienen, und
- sich zu erlauben, einen ersten Schritt zu tun, egal wie klein er sein mag.
Nur Mutige wagen diesen Blick nach innen, denn dort finde ich nicht nur meine Ängste, sondern auch meine Möglichkeiten.
Prokrastination und das Biegen von Inox-Stahlbalken
Wir denken häufig, dass Aufschieben eine Art Pause sei. Doch innerlich ist es Schwerstarbeit.
Es kostet uns Kraft, Energie, Schlaf, Frieden. Jedes Hinauszögern biegt unsere inneren Stahlbalken ein Stück weiter durch.
Wir sehen es nicht sofort, aber wir spüren es.
Im Nacken.
Im Magen.
In der Stimmung.
Im Selbstwert.
In der allenfalls verlorenen Leichtigkeit.
Seneca bringt es zeitlos auf den Punkt:
«Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben,
sondern zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.»
Prokrastination ist kein Erholungsmodus.
Prokrastination ist ein schleichender Energieverlust und paradoxerweise führt die Tat selbst, vor der wir uns fürchten, fast immer zu Erleichterung.
Der Moment des Tuns und die Ruhe danach
Wenn wir endlich handeln ….. WIRKLICH handeln ….. geschieht etwas Überraschendes.
Es ist nicht dramatisch, noch weniger ein Paukenschlag und erst recht kein Blitz.
Es ist meist nur ein kleiner, klarer Augenblick ….. Wir tun es, und danach breitet sich wohltuende Stille aus.
Ein Gefühl, als würde das innere System sich neu sortieren. Als hätte ein Zahnrad endlich den passenden Platz gefunden, dank diesem Spritzer an WD40 flutscht es wieder. Als kämen Körper und Geist in Einklang.
Manchmal schenkt uns die Biologie sogar einen kleinen Dopamin-Schub, eine ruhige Freude, fast ein Lächeln, dies mit den Worten: «Warum habe ich das nicht schon früher gemacht?»
Rilke wusste um diese Magie des Anfangs:
«Und plötzlich weisst du:
Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen
und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.»
Das Aussen und ein Nebengeräusch
Viele Menschen zögern aus Angst vor den Reaktionen anderer.
- Was denken die Menschen, wenn ich gehe?
- Was sagen sie, wenn ich handle?
- Was passiert, wenn ich sichtbar(er) werde?
Diese Fragen sind verständlich.
Doch der Preis, sich vor fremden Meinungen zu verbeugen, ist hoch. Dabei verliert man sich selbst.
Mark Twain sagte zwei Dinge, die hier wie Licht einfallen:
«Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst,
sondern die Erkenntnis, dass es etwas Wichtigeres gibt als die Angst.»
und
«In zwanzig Jahren wirst du dich mehr über die Dinge ärgern,
die du nicht getan hast, als über diejenigen, die du getan hast.»
Wie recht er hat. Einverstanden? 😉
Cicero doppelte nach und ergänzt diesen Gedanken wie ein ruhiger, weiser Freund:
«Es gibt keinen sichereren Hafen für
die Ruhe des Geistes als die eigene Selbstachtung.»
Was für ein Satz ….. einfach vorzüglich, gäll?
Was für eine Wahrheit …..wohltuend auf den Punkt gebracht.
Der einzige Mensch, mit dem du dein ganzes Leben verbringst, bist du selbst.
Alle anderen sind Gäste und Reisende teils mit dir, neben dir, hinter oder vor dir.
Fünf vor zwölf, DOCH nicht zu spät
Es ist nicht fünf nach zwölf, aber es ist auch noch nicht Mittag. Es ist fünf vor zwölf.
Der perfekte Moment für dich zum Agieren.
Nicht zu früh, um zu verschlafen.
Nicht zu spät, um etwas zu ändern.
Ein Moment, der dazu einlädt bewusst zu werden, zu spüren, zu erkennen und zu handeln.
Nicht aus Druck, nicht aus Angst, sondern aus der leisen, würdevollen Einsicht:
Ich bin es mir wert.
Ich darf Frieden haben.
Ich darf wachsen.
Vielleicht beginnt es mit diesem einzigen Satz:
«Eigentlich weiss ich
UND diesmal lasse ich das ‚aber‘ nicht gewinnen.»
In eigener Sache
Diese Gedankenreise darf sehr gern geteilt, diskutiert, weitergedacht werden.
DIESE Gedankenreise habe ich bewusst gekürzt, damit du Nemesis in dein Leben lassen kannst.
In dein Leben und für dein Leben.
Ich bin offen für Gespräche, Aufträge, Projekte – auch (oder gerade) in bewegten Zeiten wie wir sie aktuell durchleben.
Denn genau dann lohnt es sich, innen Klarheit zu schaffen, aussen loszulassen damit Frieden gedeiht, um dich wieder mit gewonnener Kraft auf Augenhöhe dem respektvollen Miteinander zuzuwenden und ein Mensch des positiven Handelns in Freiheit zu werden.
Mit Haltung.
Mit Tiefe.
Mit Freude an erfrischend respektvollen Leben.
Weisst du was?
Ich brauche dich nicht, weil du leidest oder arbeitest für mich.
Ich liebe dich, weil du DU bist – selbst, wenn du nichts tust.
La vita è bella! 😎
Herzlichst aus Helvetien, dein/euer Maurizio.
PS:
Solltest du über dieses oder andere Themen meiner Artikel und Blogs sprechen, sinnieren, philosophieren wollen, «I’m your man». Melde dich sehr gerne, wie es bisher schon einige sehr wertvolle Menschen und Firmen taten, mit denen ich bereits schöne sowie wertbringende Aktionen und Veränderungen umsetzen durfte.
Dir gehöre der erste Schritt – wir schreiten dann zusammen voran. Versprochen. 😉
PPS:
Ein Weg, mit mir in Dialog zu treten ist, dass du diesen Bolg von mir auf LinkedIn kommentierst oder darüber mit mir in Kontakt trittst.
Wie dahin? Ganz einfach mit Klick auf den Link hier rechts: https://www.linkedin.com/pulse/eigentlich-weiss-ich-aber-maurizio-tondolo-w7imf