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Eine essayistische Gedankenreise über Veränderung, Leichtigkeit und die Kunst des bewussten Loslassens.

Der stille Moment vor dem Aufbruch als Prolog

Es gibt Augenblicke, in denen das Leben innehält. Keine Musik, kein Getöse … nur ein leises, fast unmerkliches Stocken. Vielleicht geschieht es, wenn man aus dem Fenster blickt und eine Wolke vorbeizieht, dder wenn man plötzlich merkt, dass der Schreibtisch zwar ordentlich ist, das Innere aber unruhig.

In solchen Momenten beginnt das, was ich Auf- & Abräumen nenne. Nicht das Sortieren von Papieren, sondern das Neuordnen des eigenen Lebens. Es ist die Bewegung des Werdens selbst, wie ein Aufsteigen, Loslassen, Sinken, Atmen … immer wieder und fortlaufend. Kein Berg ohne Tal, kein Tag ohne Nacht, kein Aufräumen ohne Abräumen, kein Einatmen ohne vorheriges Ausatmen.

Aufräumen bedeutet, bewusst hinzusehen. Was nährt mich und was zieht mich herunter? Welche Gedanken tragen und welche sind längst zu eng geworden? Es ist ein Akt der Ehrlichkeit zu sich selbst. Manchmal sanft wirkend, manchmal unbequem schmerzend. Abräumen hingegen ist das stille Ehren dessen, was war. Kein Wegwerfen, sondern ein würdiges Abschliessen und Verabschieden. Wie ein Handwerker, der am Abend sein Werkzeug säubert und mit stiller Zufriedenheit den Werkraum sowie die Arbeitsumgebung verlässt.

«Wer das Notwendige will, lebt im Einklang mit der Natur»

So beschrieb Epiktet diesen Akt. Auf- & Abräumen heisst genau das, im Einklang sein mit dem, was ist und nicht dagegen ankämpfen, sondern sich mit dem Rhythmus des Lebens zu bewegen. Im Flow zu leben und sich zu transformieren, wie Wasser es uns vorzüglich vormacht.

Die Urbewegung vom Auf- & Abräumen des Lebens als Grundmotiv

Alles Leben folgt einem Pendel, quasi einem Atmen zwischen Gegenpolen. Entstehen und Vergehen, Sammeln und Loslassen, Ordnen und Öffnen, Erschaffen und Verabschieden. In diesem Wechselspiel liegt die Bewegung des Lebens selbst.

Aufräumen ist dabei der bewusste Aufstieg, das Hinsehen, das sich-aufrichten. Abräumen ist im Gegenpool der sanfte Rückzug, das Ehren des Vollendeten. Beides zusammen formt einen Kreislauf, der uns lehrt, dass Halt nicht in Stillstand entsteht, sondern in Rhythmus.

Vom Aufräumen zum Abheben als Prozess

Veränderung geschieht selten mit einem Schlag. Sie kündigt sich an wie ein Windhauch, der sanft und zunehmend an den Fenstern rüttelt. Erst ist da ein Unbehagen, ein kaum hörbares Flüstern: «Da stimmt etwas nicht mehr.» Wer hinhört, hat bereits begonnen und den ersten Schritt oft unbewusst bereits vollbracht.

Dann folgt das Aufwühlen, das ehrliche Hinschauen, das Trennen, das Neuordnen. Es fühlt sich an wie das Umgraben eines Bodens. Staub steigt auf, die Hände werden schmutzig, doch unter der harten Schicht wartet fruchtbare Erde.

Das Loslassen danach ist der heikelste Schritt. Es tut oft weh, weil wir nicht nur Dinge verabschieden, sondern auch vertraute Anteile unserer selbst hinter uns lassen müssen.

«Der Mensch ist nie unglücklicher, als wenn er seine Gewohnheiten verliert»

Als hinterlassung von Goethe. Doch liegt just dort der Durchgang zur Freiheit.

Irgendwann, nach all dem inneren Aufruhr, kehrt Stille ein. Die Luft wird klarer, der Blick weiter. Das Leben fühlt sich leichter an, freier. Man spürt förmlich …. ich kann atmen, ich kann fliegen, ich bin frei.

Just dann, auf der Höhe, breitet sich Weite aus. Jene ruhige Heiterkeit offenbart sich, die die Stoiker «Ataraxia» nannten. Sie entsteht, wenn wir aufhören, gegen den Lauf der Dinge zu kämpfen und beginnen, ihm zu vertrauen.

Vom Widerstand zur Weite als emotionale Kurve

Jede Veränderung hat ihr inneres Gebirge, ihre eigene Topografie der Gefühle und Tektonik in der Tiefe. Am Anfang der Weg, das Zögern, die Unsicherheit. Wir spüren Widerstand, denn das Alte ist vertraut. Dann folgt Unruhe, das Aufwühlen, das trübe Wasser, ehe es klar wird. Als Bild, wie das Aufwühlen des Grundes eines Teiches, bei dem sich die Sedimente vorzu wieder setzen und das Wasser die Klarheit zurückgewinnt.

Der Schmerz des Loslassens kommt als notwendiger Begleiter. Wir trauern um das Vertraute und gerade darin reift das Neue. Danach die Erleichterung als tiefer Atemzug, ein Lächeln, das leise sagt ….. Ich bin wieder im Fluss.

Auf der Höhe dann die Weite. Man blickt zurück, erkennt Muster sowie Strukturen und versteht schlussendlich die Zusammenhänge. Man weiss, dass jeder Aufstieg, jede Abfahrt, jede Pause absolut Sinn macht und gar, dass diese für die Transformation nötig waren.

Auf- & Abräumen im Alltag als Weg der Übertragbarkeit

Auf- & Abräumen ist kein Ausnahmezustand, sondern eine Haltung. Wer sie pflegt, muss keine Krisen abwarten, um sich zu verändern. Bewusstheit wird zum inneren Werkzeug.

Ein kurzer Moment genügt, bei Kaffee, im Zug, auf dem Spaziergang um zu spüren: Was (zum Teufel) trage ich gerade mit mir herum? Oft reicht ein kleiner Schritt, eine Nachricht löschen, sich eine Pause gönnen oder einen Gedanken aufzuschreiben.

Doch Ordnung ist kein Selbstzweck. Zu viel Struktur nimmt die Lebendigkeit und den Raum zu schnaufen. Das Leben will Raum, Raum für das Unerwartete, für das, was uns findet, wenn wir es nicht suchen.

Hier zeigt sich die Serendipität als die Freude am glücklichen Zufall, das Geschenk, etwas Wertvolles zu entdecken, das wir gar nicht geplant hatten. Wer innerlich aufgeräumt ist, schafft Platz für sie, diese wertvolle und wertbringende Serendipität.

Mark Twain hat es schmunzelnd auf den Punkt gebracht:

«Planen ist gut, doch Zufall ist der Architekt des Lebens.»

Feiern gehört ebenso dazu. Nicht, weil alles perfekt ist, sondern weil Würdigung Energie freisetzt. Ein kurzer Rückblick, ein stilles Dankeschön und das Herz wird weit.

Das Geheimnis liegt im Rhythmus, nicht in der Perfektion. Leben bleibt Bewegung und ist bestimmt kein abgeschlossenes Zimmer.

Wer das begreift, lebt gelassener, kreativer, freier.

Der Tanz zwischen Ordnung und Freiheit als Essenz

Am Ende steht keine makellose Ordnung, sondern innerer Frieden. Wer gelernt hat, loszulassen, weiss, dass jedes Ende nur ein Abschnitt/Kapitel ist und, dass auf jedes Abräumen ein neuer Anfang folgt.

Auf- & Abräumen ist kein Gegensatzpaar, sondern ein Tanz – zwischen Struktur und Improvisation, zwischen bewusstem Gestalten und staunendem Geschehenlassen. Somit eine grandiose Symbiose. Wir dürfen planen und wir dürfen finden. Wir dürfen festhalten und wir dürfen öffnen. Wir dürfen schaffen und wir dürfen geschehen lassen.

So wird Gelassenheit zur Grundhaltung, Serendipität zur Begleiterin. Das Leben selbst wird zum Werkstück, das nie vollendet, aber immer bedeutungsvoll bleibt.

Cicero schrieb:

«Nicht das Leben an sich ist kurz, sondern wir machen es kurz, wenn wir es vergeuden.»

Wer aufräumt, vergeudet nichts. Er lebt wach, leicht und in friedlicher Heiterkeit.

Der Horizont danach als kurzer Epilog

Irgendwann, nach all dem Tun, steht man da. Mit einem leichten Rucksack, dem Blick über ein wolkenloses Tal, die Hände leer, das Herz voll.

Dann weiss man und lebt mit der Erkenntnis, dass ich abgeladen habe, damit ich abheben kann. Ich bin angekommen, dies nicht wo ich wollte, sondern wo ich hingehöre.

Und das ist genug. Das ist mehr als genug, denn die nächste Schlaufe von Auf- & Abräumen klingelt bereits an der Tür. 😉

In eigener Sache

Diese Gedankenreise darf sehr gern geteilt, diskutiert, weitergedacht werden.

DIESE Gedankenreise habe ich bewusst gekürzt, damit du Nemesis in dein Leben lassen kannst.
In dein Leben und für dein Leben.

Ich bin offen für Gespräche, Aufträge, Projekte – auch (oder gerade) in bewegten Zeiten wie wir sie aktuell durchleben.

Denn genau dann lohnt es sich, in serendiper Gelassenheit sich dem Auf- und Abräumen zu widmen, um dich wieder mit gewonnener Kraft auf Augenhöhe dem respektvollen Miteinander zuzuwenden und ein Mensch des positiven Handelns in Freiheit zu werden.

Mit Haltung.
Mit Tiefe.
Mit Freude an erfrischend respektvollen Leben.

Weisst du was?
Ich brauche dich nicht, weil du leidest oder arbeitest für mich.
Ich liebe dich, weil du DU bist – selbst, wenn du nichts tust.

La vita è bella! 😎
Herzlichst aus Helvetien, dein/euer Maurizio.

PS:
Solltest du über dieses oder andere Themen meiner Artikel und Blogs sprechen, sinnieren, philosophieren wollen, «I’m your man». Melde dich sehr gerne, wie es bisher schon einige sehr wertvolle Menschen und Firmen taten, mit denen ich bereits schöne sowie wertbringende Aktionen und Veränderungen umsetzen durfte.

Dir gehöre der erste Schritt – wir schreiten dann zusammen voran. Versprochen. 😉

PPS:
Ein Weg, mit mir in Dialog zu treten ist, dass du diesen Bolg von mir auf LinkedIn kommentierst oder darüber mit mir in Kontakt trittst.
Wie dahin? Ganz einfach mit Klick auf den Link hier rechts: https://www.linkedin.com/pulse/auf-abr%25C3%25A4umen-und-vom-ballast-zum-abheben-maurizio-tondolo-kqddf