Prolog: «Der Maskenball»
Stell dir eine grosse Halle vor.
Menschen bewegen sich im Takt einer unsichtbaren Musik. Alle tragen Masken. Manche funkeln, andere wirken harmlos, wieder andere strahlen Reinheit aus.
Es ist ein Tanz, bei dem nicht die Echtheit zählt, sondern die Apparenz, das Kostüm.
So fühlen sich viele Organisationen an.
Ein ständiger Maskenball, bei dem Fassaden gepflegt und Rollen perfektioniert werden. Währenddessen das Eigentliche, das Wirken, das Gestalten, das Menschsein im Hintergrund verblasst.
Wir wollen diesen Ball nicht länger nur betrachten.
Wir wollen ihn verstehen, entlarven und überwinden. Dazu lade ich dich ein, mit mir in ein mögliches Bestiarium einzutreten.
Ein mythisches Handbuch, das nicht abschliessend die Maskenträger beschreibt, die unsere Systeme bevölkern, belagern, im Gedeihen hindern.
Szene/Gehege 1: «Begegnung mit dem Warzenschwein im Pfauenkostüm»
Es tritt auf mit leuchtenden Federn.
Alles an ihm schreit «Bewunderung!» und doch lugen darunter die groben Konturen eines Warzenschweins hervor.
Dieses Wesen ist Meister des Scheins. Es lebt davon, Anerkennung einzusammeln, auch wenn der Boden unter seinen Federn karg ist.
Im Alltag einer Organisation glänzt es in Präsentationen, liebt den Scheinwerfer, geniesst Applaus. Doch wenn es darum geht, Substanz zu liefern, ist es erstaunlich schwer zu finden.
Die Gefahr?
Energie fliesst in Fassadenbau resp. -wahrung statt in Wertschöpfung. Die Organisation beginnt, das Funkeln mit Fortschritt zu verwechseln.
Szene/Gehege 2: «Der Wolf im Schafspelz»
Er wirkt harmlos, sanft, voller Verständnis. Doch unter der weissen Wolle lauern Zähne.
Dieses Wesen lebt davon, Vertrauen zu gewinnen, um es im entscheidenden Moment zu verraten.
Im Büro klingt es wie freundliche Zustimmung, während hinter den Kulissen Fäden gezogen werden.
Intrigen sind seine Königsdisziplin. Der Wolf im Schafspelz spaltet, wo er lächelt und hinterlässt Verunsicherung.
Die Gefahr?
Das Gewebe aus Vertrauen, das jede Organisation braucht, wird von innen zerfressen.
Szene/Aquarium 3: «Die Qualle mit Stacheln»
Ein zartes, fast durchsichtiges Wesen. Es wirkt verletzlich, hilflos, angewiesen.
Doch wer es anfasst, spürt die verborgenen Stiche.
Diese Gestalt nutzt Schwäche als Schutz.
«Das kann ich nicht… das ist zu viel… dafür bin ich zu klein und zu schwach.»
So legt sie sich unter den Radar der Verantwortung und lähmt gleichzeitig die Prozesse. Denn jede Berührung, jeder Versuch, etwas in Gang zu bringen, endet mit Widerstand, wenn auch verborgen und schmerzhaft.
Die Gefahr?
Organisationen erstarren in Passivität, weil niemand den Schmerz riskieren will.
Szene/Terrarium 4: «Das Chamäleon»
Es ist da … und … doch nicht. Es passt sich an jede Farbe, jede Stimmung, jede Richtung an.
Manchmal scheint es, als hätte es keine eigene Gestalt.
Das Chamäleon überlebt, indem es keine Kanten zeigt.
In Meetings nickt es jedem Vorschlag zu. Es widerspricht nie. Doch wenn Entscheidungen fallen, kannst du dich auf seine Unterstützung nicht verlassen, denn es war nie wirklich dabei.
Die Gefahr?
Organisationen verlieren Rückgrat. Wenn alle sich anpassen, gibt es keine Orientierung, keinen Widerstand, keine echte Entscheidungskultur. Es fliesst keine wahre Energie.
Szene/Gehege 5: «Der Pfau mit Spiegelaugen»
Ein prachtvolles Tier. Das schleckt keine Geiss weg. Seine Federn spiegeln alles, was um es herum ist. Es wirkt inspirierend, visionär, voller Glanz.
Doch so schön seine Tänze auch sind, sie bleiben oft leer. Der Pfau liebt die Bühne, liebt es, andere zu beeindrucken.
Doch wenn Du genauer hinsiehst, erkennst Du zügig, dass Umsetzung nicht seine Stärke ist. Er malt Visionen an den Himmel, doch die harte Arbeit bleibt den anderen.
Die Gefahr?
Organisationen verwechseln Inspiration mit Transformation und bleiben in schönen Bildern stecken.
Szene/Voliere 6: «Der Rabe im weissen Kleid»
Schwarz gekleidet und doch in Weiss gehüllt. Dieses Wesen tritt mit moralischem Glanz auf und proklamiert gerne: «Ich bin das Gute. Ich stehe für die Reinheit.»
Sein Trick ist einfach. Wer ihm widerspricht, widerspricht dem Guten. So macht er sich unangreifbar.
Diskussionen werden stillgelegt, weil niemand als Gegner der Moral dastehen will und diese Diskreditierung erleiden.
Die Gefahr?
Organisationen verarmen im Diskurs. Vielfalt an Sichtweisen wird erstickt, weil der moralische Druck jede Auseinandersetzung blockiert.
Szene/Aquarium 7: «Die Anemone in den Korallen»
Tief eingebettet im Riff, scheinbar unscheinbar. Doch ihre Stärke liegt in der Vernetzung.
Sie hat Verbindungen in alle Richtungen, schützt sich mit Allianzen, macht sich unantastbar.
Wenn du versuchst, sie zu kritisieren, merkst du schnell, dass die Anemone nie allein ist.
Alles ist «abgestimmt». Verantwortung ist diffus verteilt, niemand weiss, wo die Grenzen liegen.
Die Gefahr?
Systeme verheddern sich. Zuständigkeiten verschwimmen.
Am Ende bleibt Stillstand in einem Geflecht, das sich selbst schützt. Protektionismus herrscht vor.
Die Ökologie der Maskenwesen
Keines dieser Wesen entsteht im Nichts.
Sie gedeihen in bestimmten Biotopen, welche aus Irrwissen oft gar gehegt und gepflegt werden.
- In KPI-Monokulturen, wo nur Zahlen zählen und Glanz wichtiger ist als Substanz.
- In Angstkulturen, wo Fehler tödlich sind und Masken überlebensnotwendig.
- In Intransparenz, wo Schattenräume Raum für Tarnung geben.
- In steilen Hierarchien, wo Masken zur Rüstung und überlebenswichtig im Aufstieg werden.
Die Maskenträger sind also nicht nur «das Problem», sie sind Symptome.
Ausdruck der Systeme, die sie ermöglichen und ja, manchmal sogar belohnen.
Antidote und Heilpflanzen
Wie also heilst du eine Organisation, ohne in Hexenjagd zu verfallen?
Du beginnst mit dem Licht!
Transparenz und Feedback sind unabdingbar. Was sichtbar ist, verliert die Macht der Maske.
Dann folgt die Kultur!
Echte Beiträge anerkennen und nicht die Show applaudieren. Wer Substanz bringt, soll Beifall erhalten. Wer nur blendet, nicht.
Wichtig ist auch eine Fehlerfreundlichkeit.
Nur wer scheitern darf, braucht keine Masken mehr.
Zuletzt auch klare Rollen.
Denn Anemonen gedeihen dort, wo niemand genau weiss, wer Verantwortung trägt.
Reflexionsräume schliesslich sind die Oasen im System. Dies als Orte, wo du deine Maske ablegen kannst, ohne Angst verletzlich zu sein resp. verletzt zu werden.
Der Kompass
Aus all dem ergibt sich ein Kompass, der Orientierung geben darf.
- Norden für Sehen
Masken erkennen, Muster benennen. - Osten für Verstehen
Die Nährböden im System durchleuchten. - Süden für Handeln
Antidote einsetzen, Kultur verändern. - Westen für Verwandeln
Maskenträger begleiten, damit sie ihr Potenzial entfalten. Dies, versteht sich nun wohl von selbst, ohne Maske.
Mein Epilog: «Den Maskenball beenden»
Organisationen sind mehr als Strukturen. Sie sind Orte, an denen Menschen mit Würde wirken sollen.
Doch solange Maskenwesen die Bühne dominieren, bleibt alles ein Tanz im falschen Kostüm. Eine Farce ohne Entwicklung, Fortschritt und Mehrwert.
Es braucht Mut, die Masken zu benennen.
Noch mehr Mut ist verlangt, die Systeme zu verändern, die sie notwendig machen. Aber genau dort liegt die Chance.
Wenn Echtheit belohnt wird, werden Masken überflüssig.
Darum mein Manifest und Aufruf … sei kein Zuschauer mehr.
Beende den Ball.
Tritt heraus aus dem Zoo des Grauens und trete hinein in Organisationen, die lebendig, menschlich und wahrhaftig sind.
In eigener Sache
Diese Gedankenreise darf sehr gern geteilt, diskutiert, weitergedacht werden.
DIESE Gedankenreise habe ich bewusst gekürzt, damit du Nemesis in dein Leben lassen kannst.
In dein Leben und für dein Leben.
Ich bin offen für Gespräche, Aufträge, Projekte – auch (oder gerade) in bewegten Zeiten wie wir sie aktuell durchleben.
Denn genau dann lohnt es sich, ALLE Masken als Fassaden ein für allemal abzulegen, um dich wieder mit gewonnener Kraft auf Augenhöhe dem respektvollen Miteinander zuzuwenden und ein Mensch des positiven Handelns in Freiheit zu werden.
Mit Haltung.
Mit Tiefe.
Mit Freude an erfrischend respektvollen Leben.
Weisst du was?
Ich brauche dich nicht, weil du leidest oder arbeitest für mich.
Ich liebe dich, weil du DU bist – selbst, wenn du nichts tust.
La vita è bella! 😎
Herzlichst aus Helvetien, dein/euer Maurizio.
PS:
Solltest du über dieses oder andere Themen meiner Artikel und Blogs sprechen, sinnieren, philosophieren wollen, «I’m your man». Melde dich sehr gerne, wie es bisher schon einige sehr wertvolle Menschen und Firmen taten, mit denen ich bereits schöne sowie wertbringende Aktionen und Veränderungen umsetzen durfte.
Dir gehöre der erste Schritt – wir schreiten dann zusammen voran. Versprochen. 😉
PPS:
Ein Weg, mit mir in Dialog zu treten ist, dass du diesen Bolg von mir auf LinkedIn kommentierst oder darüber mit mir in Kontakt trittst.
Wie dahin? Ganz einfach mit Klick auf den Link hier rechts: https://www.linkedin.com/pulse/das-bestiarium-oder-zoologischer-kompass-f%25C3%25BCr-maurizio-tondolo-pih3f