Ein Erfahrungsbericht über Dienstleistung, Respekt im Beruf und das Lernen durch ungewöhnliche Wege.
Ein unerwarteter Punkt auf meiner Bucket-List
Urteile nie über Berufe, die du nicht kennst.
Dieser Gedanke kam mir, als ich vor vielen Jahren in einem Tram sass. Der Fahrer vorne kämpfte mit dem Verkehr, fluchte, bremste abrupt, klingelte unaufhörlich. Fahrgäste schüttelten die Köpfe, lästerten über ihn. Ich jedoch blieb lieber still.
Warum?
Weil ich wusste: Ich habe keine Ahnung, wie es ist, in dieser Kabine zu sitzen.
Und so nahm ich mir vor, dass wenn es mir jemals langweilig wird, will ich selbst Trampilot werden.
Ein ungewöhnlicher Punkt auf meiner Löffelliste und einer, den ich Jahre später tatsächlich umsetzte.
Assessment zum Trampiloten ist härter als erwartet
2018 war es so weit. Die Verkehrsbetriebe suchten neue Fahrerinnen und Fahrer. Ich meldete mich und fand mich in einem der härtesten Assessments wieder, die ich je erlebt habe.
- Ein ganzer Tag psychologische Tests im IAP
- Konzentrations- und Reaktionstests unter Zeitdruck
- Wahrnehmungsübungen, die an die Grenzen führten
Am Abend war ich erschöpft, leer und dennoch stolz. Ich hatte es geschafft.
Später hiess es, nur drei Prozent aller Bewerber bestehen. Ob die Zahl stimmt, weiss ich nicht. Sicher ist, es war ein fordernder Weg.
Trampilot mit Ausweis vom Bundesamt für Verkehr (BAV)
Am Ende hielt ich den Ausweis in den Händen: «Triebfahrzeugführer für schienengebundene Fahrzeuge der Kategorie B80», Offiziell ausgestellt vom Bundesamt für Verkehr (BAV). Kein gewöhnlicher Führerausweis vom ASTRA, sondern ein Dokument, das in der Schweiz selten ist.
Und plötzlich sass ich dort, wo ich Jahre zuvor nur zugeschaut hatte … im Cockit eines Trams.
Begegnungen auf Schienen und Geschichten, die bleiben
Die Monate als Trampilot waren intensiv. Manche Szenen wirken bis heute filmreif.
- Ein junger Mann, vertieft ins Smartphone, läuft frontal ins stehende Tram.
- Ein Fahrgast ruft: «Ey Bro, du hasch voll krass Haltestelle verpasst.» Meine Antwort: «Wenn Sie mein Bruder wären, hätte ich das gewusst. Die Haltestelle ist übrigens aufgrund einer Baustelle verschoben.» Sein Fazit: «Respekt Bro.»
- Unzählige Vollbremsungen wegen Fussgängern oder Velofahrern. Beschimpfungen, Stinkfinger, Kommentare wie «Wer hat dir den Ausweis geschenkt?»
- Aber auch Dankbarkeit wie zu Weihnachten, als Fahrgäste Guetzli, Kaffee oder Früchte brachten. Kleine Gesten, die viel bedeuteten.
- Und einmal: ein ganzes Tram verwandelte sich in eine rollende Party – mit Musik, Tanz als mobiler Botellón, bis die Polizei eingriff.
All das gehört zur Realität im Führerstand. All das hat mich geprägt.
Warum ich den Job wieder losliess
So wertvoll die Erfahrung war, mach einigen Monaten gab ich den Job auf.
Nicht, weil mir das Fahren nicht gefiel. Im Gegenteil. Es erfüllte mich, Menschen sicher und pünktlich ans Ziel zu bringen und mich in meinen vier geliebten Sprachen mit ihnen unterhalten zu können.
Doch Schichtarbeit, ZU starre Strukturen und ein respektloser Vorgesetzter zeigten mir … Das ist nicht meine Welt.
Denn für mich gilt: Respekt und Würde sind unverhandelbar.
Und wenn ich spüre, dass diese meine Werte verletzt werden, gehe ich.
Was ich als Trampilot fürs Leben lernte
Die Zeit im Führerhaus war mehr als ein Abenteuer. Sie war ein Lernfeld, das mich bis heute begleitet:
- Ruhe bewahren, auch wenn es hektisch wird.
- Konzentration halten, selbst wenn Ablenkungen direkt neben mir passieren.
- Breites Sichtfeld entwickeln, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen.
- Dienstleistung leben, indem man Menschen nicht nur befördert, sondern ihnen ein gutes Gefühl gibt.
Diese Eigenschaften prägen auch meine Arbeit heute. Ob mit Kunden, Partnern oder Projekten.
Dienstleistung bedeutet für mich,
den Menschen ein Stück ihrer Reise zu erleichtern.
Vom Tram zurück ins Leben und ins Unternehmertum
Heute würde ich nicht mehr hauptberuflich als Tramführer arbeiten. Ich bin ein Freigeist, und Schichtarbeit passt nicht zu mir.
Aber ich würde jederzeit wieder eine einzelne Schicht übernehmen, weil ich den Kontakt zu Menschen schätze und weil es mich erfüllt, Dienstleister mit Herz zu sein.
Mein Ausweis ist noch gültig bis 2028.
Ob ich ihn nochmals ziehe, weiss ich nicht.
Doch sicher ist … dieses Kapitel hat mich geprägt. Als Mensch, als Unternehmer, als Dienstleister.
Auf Schienen fürs Leben gelernt
Diese Geschichte ist mehr als eine Anekdote.
Diese Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, Dinge nicht nur zu beurteilen, sondern sie zu erleben.
- Nicht reden – ausprobieren.
- Nicht urteilen – verstehen.
- Nicht starr bleiben – lernen.
- Nicht nörgeln – positiv anpacken.
- Nicht Pissnelke sein sondern ein positiver Mensch für Dritte.
Das Tramfahren hat mich gelehrt, Ruhe, Fokus und Respekt in meinen Alltag zu tragen.
Das Tramfahren hat mir gezeigt, dass man auch ungewöhnliche Wege gehen darf, um sich zu entwickeln.
Das Leben quietscht manchmal wie ein Tram in der Kurve. Aber genau das macht es spannend.
In eigener Sache
Diese Gedankenreise darf sehr gern geteilt, diskutiert, weitergedacht werden.
DIESE Gedankenreise habe ich bewusst gekürzt, damit du Nemesis in dein Leben lassen kannst.
In dein Leben und für dein Leben.
Ich bin offen für Gespräche, Aufträge, Projekte – auch (oder gerade) in bewegten Zeiten wie wir sie aktuell durchleben.
Denn genau dann lohnt es sich, sich seiner eigenen Buck-List resp. Löffelliste anzunehmen und bestelfalls das eine oder andere ✔️ dahinter zu setzen, um dich wieder mit gewonnener Kraft auf Augenhöhe dem respektvollen Miteinander zuzuwenden und ein Mensch des positiven Handelns in Freiheit zu werden.
Mit Haltung.
Mit Tiefe.
Mit Freude an erfrischend respektvollen Leben.
Weisst du was?
Ich brauche dich nicht, weil du leidest oder arbeitest für mich.
Ich liebe dich, weil du DU bist – selbst, wenn du nichts tust.
La vita è bella! 😎
Herzlichst aus Helvetien, dein/euer Maurizio.
PS:
Solltest du über dieses oder andere Themen meiner Artikel und Blogs sprechen, sinnieren, philosophieren wollen, «I’m your man». Melde dich sehr gerne, wie es bisher schon einige sehr wertvolle Menschen und Firmen taten, mit denen ich bereits schöne sowie wertbringende Aktionen und Veränderungen umsetzen durfte.
Dir gehöre der erste Schritt – wir schreiten dann zusammen voran. Versprochen. 😉
PPS:
Ein Weg, mit mir in Dialog zu treten ist, dass du diesen Bolg von mir auf LinkedIn kommentierst oder darüber mit mir in Kontakt trittst.
Wie dahin? Ganz einfach mit Klick auf den Link hier rechts: https://www.linkedin.com/pulse/auf-schienen-durchs-leben-und-wie-mich-die-erfahrung-als-tondolo-vz1zf