+41 43 534 00 69
Seite wählen

Macht und Gas sind auf den ersten Blick zwei völlig unterschiedliche Grössen.
Das Eine ist ein fossiler Stoff, unsichtbar, brennbar, komprimierbar.
Das Andere hingegen ein gesellschaftliches Konstrukt, ein Zugeständnis, ein Delegieren von Verantwortung an Personen, Teams oder Institutionen.

Doch wer genauer hinsieht erkennt, dass Gas und Macht viel gemeinsam haben.
Beide sind unsichtbar, beide bergen ein enormes Potenzial. Hin zum Nützlichen wie zum Zerstörerischen.

Dazu können beide, wenn sie einmal ausser Kontrolle geraten, verheerende Wirkung entfalten.

Gas und Macht und die Parallelen einer unsichtbaren Kraft

  • Unsichtbar und doch präsent
    Gas riechst du nicht, Macht siehst du nicht und doch bestimmen beide unser Leben.
  • Nützlich, wenn gezähmt
    Gas wärmt, kocht, treibt Motoren an.
    Macht ordnet, schützt, ermöglicht Fortschritt.
  • Gefährlich, wenn entfesselt
    Entweicht Gas unkontrolliert, sucht es sich jeden Raum und vereinnahmt es gnadenlos.
    Entgleist Macht, beansprucht sie jeden Bereich unseres Daseins.
  • Brandgefährlich mit Gier
    Gas im geschlossenen Raum mit Zündquelle führt zur Explosion.
    Macht im Verbund mit Gier wird toxisch und zerstört Kultur, Innovation, Dynamik und vor allem, Menschlichkeit.

Die Anatomie des Problems

1. Psychologische Dynamik der Macht

Macht wirkt im Gehirn wie eine Droge.
Der erste Moment des Einflusses aktiviert das Belohnungssystem, dabei rauscht Dopamin durch die Nervenbahnen.
Ein wahrer KICK!
Doch wie bei jeder Droge braucht es mit der Zeit immer mehr, um denselben Rausch zu erleben. Das Resultat ist unausweichlich Abhängigkeit.

  • Mitarbeitende werden nicht mehr gesehen, sondern gezählt.
    Sie sind keine Partner mehr, sondern verkommen zu «Ressourcen».
  • Angst als engmaschiger Käfig.
    Angst blockiert kritisches Denken, schaltet das kreative Hirn ab, macht Menschen manipulierbar.
    Versklavung der modernen Art tritt ein.
  • Gaslighting und Verengung.
    Wer Kritik äussert, wird subtil und systematisch diskreditiert («du bist zu empfindlich»).
    Innovation und Autonomie gelten als Bedrohung und werden gezielt unterdrückt.

Machtverliebte klammern sich an ihre Position nicht nur aus Kalkül, sondern auch aus nackter Angst.

«Wer bin ich noch, wenn ich meine Macht verliere?“.
Die Gier nach mehr ist oft bloss ein schlecht getarnter Selbstschutz.

2. Organisationale Muster

Wo Gier sich mit Macht verbindet, entstehen Strukturen, die sich wie Bollwerke gegen Veränderung stellen. Eine höchst unheilige und unproduktive Allianz entsteht.

  • Informationsmonopole, in denen Wissen gehortet und nicht geteilt wird.
  • Rudelzwang, bei Meetings. Prozesse und Rituale halten alle «Schafe» in der Herde.
  • Kontrolle über Kommunikation, wobei Austausch ausserhalb der Herde verhindert wird.
    Der Hirte resp. die Hirtin will jedes Gespräch lenken und die Kontrolle minutiös wahren.
  • Loyalitätsprämien für alle welche gehorchen, mit belohnt. Wer Fragen stellt, sanktioniert. Klassisches Bonus/Malus zur Wahrung des Status-Quo.

Das Resultat daraus ist eine Dominanz-Inflation.
Eine Abteilung, ein Team, eine Clique zieht Schritt für Schritt Kompetenzen an sich, wie das Schwarze Loch und beginnt, das Ruder der Organisation sukzessive zu übernehmen.

Und WEHE, jemand wagt es, das Spiel zu benennen. Dann werden die Bollwerke doppelt und mehrfach hochgezogen.

3. Systemische Eskalation

Einmal entfesselt, frisst sich toxische Macht sowohl nach oben wie nach unten. Wie Gas, expandiert sie und dehnt sich in jede nur erdentkliche Ritze aus.

  • Nach oben, damit die Abhängigkeit von Führungskräften wächst.
    IT- oder HR-Abteilungen sichern sich Macht, indem sie unersetzlich erscheinen.
  • Nach unten, um immer mehr Menschen als Ressourcen einzuvernehmen, um die Herde zu vergrössern und so die Macht auszubauen.

Hat das System maximale Toxizität erreicht, reicht es nicht mehr, Pflästerchen zu kleben. Dann hilft oft nur noch ein kontrollierter Schock. Schmerzhaft, ja. Doch wer nicht eingreift, riskiert eine unkontrollierte Explosion, die weit mehr Schaden anrichtet.

4. Die Rolle der Zuschauenden

Toxische Macht lebt nicht nur von den Akteuren, sondern auch von den Stillen im Hintergrund. Von jenen, die sehen, hören, fühlen und dennoch ….. schweigen.

In meiner Muttersprache Italienisch gibt es das Sprichwort:

«Chi tace acconsente»,
wer schweigt stimmt zu und akzeptiert.

Schweigen ist Öl im Feuer.
Schweigen macht Mittäter.
Schweigen verlängert das Leiden aller.

Wer nichts sagt, mag sich für neutral halten. In Wahrheit trägt er die Mauer, die das Bollwerk schützt.

«Mitgegangen, Mitgefangen, Mitgehangen»
Wer schweigt und wegschaut ist kein Kavalier, vielmehr ein Supporter in den VIP-Rängen.

5. Die toxische Erbmasse

Selbst wenn die fahnentragenden Hirten eines Systems entfernt werden, bleibt oft die «toxische Erbmasse» zurück.
Dies oft auch in Form von die fahnentragenden Hirten bewundernde, stille Nachahmer.

Siehe bei Bedarf das deutsche Filmdrama «Die Welle» aus dem Jahr 2008.

  • Routinen, die Kontrolle statt Vertrauen belohnen.
  • Rituale, die Angst statt Kreativität fördern.
  • Denkmuster, die Macht als Besitz statt als Leihgabe sehen.
  • Abläufe, welche von Mikromanagern aufrecht erhalten werden und Ausschweifungen blockieren.

Darum reicht ein «Kopfwechsel» allein selten aus.
Wird die Kultur nicht grundlegend erneuert, wächst aus den Resten schnell ein neues Macht-Gebilde.

Wie Schimmel, der nach dem oberflächlichen Wegwischen wiederkehrt oder eine Entzündung, welche in einer nicht sauber gereinigten Wunde wieder grassiert und eitert.

6. Der Spiegel der Gesellschaft

Das Spiel von Macht und Gier ist kein exklusives Problem einzelner Unternehmen. Es ist ein Spiegel gesellschaftlicher Muster. Wir finden sie unter anderem in…..

  • Staaten, die Angst und Abhängigkeit als Regierungsprinzip kultivieren.
  • Parteien, die Macht als Besitz betrachten und Opposition als Feind.
  • Patriarchalen Strukturen, die Hierarchie über Menschlichkeit stellen.

Wer genau hinschaut, erkennt, dass Organisationen Mikrokosmen der Gesellschaft sind.

Wer den Menschen und Organisationen heilt,
leistet einen Beitrag zur Heilung des Ganzen.

Wege aus der toxischen Spirale

So wie Gas nur nützlich bleibt, wenn es kontrolliert gelagert wird, braucht auch Macht Ventile und klare Strukturen.
Diese vier Lösungswege können Organisationen helfen, den Weg zurück zu finden.

Hier kurz gestreichelt einige Gedanken zum NOT_Ausgang…..

1. Kontrollierter Aderlass

Im Mittelalter galt der Aderlass als Methode, Gift aus dem Körper abzuführen.
Übertragen auf Organisationen bedeutet es, gezieltes Entfernen der toxischen Fahnenträger.

  • Die Hirten, die den Hirtenstock führen, müssen identifiziert und freigestellt werden.
  • Auch jene, die schon nach dem Hirtenstock greifen, dürfen nicht im System verbleiben, denn sonst keimt die Infektion erneut auf.

Ja, es ist teuer und schmerzhaft. Doch wie bei einer Wunde gilt, dass lediglich eine gründliche Säuberung verhindert, dass sich der Eiter wieder ausbreitet.

2. Machtbegrenzung durch Ventile

Keine Person, kein Team darf alle Schlüssel besitzen.

  • Verantwortungen rotieren lassen.
  • Entscheidungsprozesse transparent gestalten.
  • Gegengewichte einbauen mit Aufsichtsgremien, externe Audits, Peer-Reviews.

Wie beim Gasbehälter gilt, ohne Ventile baut sich Druck auf. Mit Ventilen bleibt die Energie nutzbar.

3. Kultur der Transparenz

Machtmissbrauch gedeiht im Dunkeln. Wer Licht hineinlässt, nimmt ihr den Nährboden.

  • Offene Kommunikation fördern.
  • Whistleblowing-Systeme ermöglichen, welche ohne Angst funktionieren dürfen.
  • Den Mut zur unangenehmen Frage kultivieren.

Solange das Gas unsichtbar bleibt, ist es tödlich. Sichtbar gemacht, lässt es sich kontrollieren.

4. Selbstreflexion und Demut

Am Ende bleibt Macht immer auch eine persönliche Frage. Jede Führungskraft, jedes Team, jede Institution muss sich fragen:

  • Diene ich dem System oder nährt das System nur meine unersättliche Gier?
  • Höre ich noch zu oder erwarte ich nur stillschweigende Gehorsam?
  • Bin ich bereit, Macht als geliehenes Gut zu verstehen und nicht als meinen Besitz?

Ohne Demut wird jedes Ventil irgendwann versagen.

Fazit als ein Weckruf

Macht ist wie Gas. Beide sind sie unsichtbar, notwendig, brandgefährlich.
Sie kann Wärme schenken und Fortschritt antreiben, oder Menschen vergiften und Organisationen sprengen.

Wer sich in einem System wiederfindet, das nach Gas riecht, sollte umgehend innehalten.

Die erste Einsicht ist, erkenne, wo du stehst.
Die zweite dann, habe den Mut, gegenzusteuern.
Die dritte sodann, vertraue darauf, dass Systeme heilbar sind, wenn man sie (die Täterschaft der unstillbaren Gier) nicht weiter im Dunkeln lässt.

Denn eines ist sicher, wenn Macht und Gier sich verbinden, wird es nicht beim Leck bleiben.
Früher oder später kommt die Explosion.

Die Frage ist nur,

Willst du warten, bis es knallt oder hast du den Mut, das Ventil zu öffnen?

In eigener Sache

Diese Gedankenreise darf sehr gern geteilt, diskutiert, weitergedacht werden.

DIESE Gedankenreise habe ich bewusst gekürzt, damit du Nemesis in dein Leben lassen kannst.
In dein Leben und für dein Leben.

Ich bin offen für Gespräche, Aufträge, Projekte – auch (oder gerade) in bewegten Zeiten wie wir sie aktuell durchleben.

Denn genau dann lohnt es sich, Macht sowie Gier wie ein Stier an den Hörnern zu packen, um dich wieder mit gewonnener Kraft auf Augenhöhe dem respektvollen Miteinander zuzuwenden und ein Mensch des positiven Handelns in Freiheit zu werden.

Mit Haltung.
Mit Tiefe.
Mit Freude an erfrischend respektvollen Leben.

Weisst du was?
Ich brauche dich nicht, weil du leidest oder arbeitest für mich.
Ich liebe dich, weil du DU bist – selbst, wenn du nichts tust.

La vita è bella! 😎
Herzlichst aus Helvetien, dein/euer Maurizio.

PS:
Solltest du über dieses oder andere Themen meiner Artikel und Blogs sprechen, sinnieren, philosophieren wollen, «I’m your man». Melde dich sehr gerne, wie es bisher schon einige sehr wertvolle Menschen und Firmen taten, mit denen ich bereits schöne sowie wertbringende Aktionen und Veränderungen umsetzen durfte.

Dir gehöre der erste Schritt – wir schreiten dann zusammen voran. Versprochen. 😉