Eine poetische Navigation durch das Labyrinth der Leistung
Am Anfang war das Wort. Und das Wort war bei den Menschen.
Nicht als Befehl und nicht als Forderung, sondern als Ausdruck und Verbindung.
Als Anfang von allem.
Heute aber, in den Gassen und Gossen der modernen Welt, scheint das Wort oft seine Seele verloren zu haben.
Es ist kühl geworden, funktional.
Es nennt Menschen Ressourcen.
Es redet von Verfügbarkeit, von Effizienz, von Potenzialausschöpfung. Als wäre der Mensch ein Speicherchip mit Laufzeitgarantie. 🧐
Und doch … es gibt sie, diese Wesen, die sich trotz allem nicht haben abnutzen lassen.
Die Multitalente, die «eierlegenden Wollmilchsäue», wie man sie mit einem ironischen Grinsen nennt.
Die grosse Gabe und die stille Gefahr
Diese Menschen tragen eine seltene Mischung in sich.
Sie verstehen schnell, spüren tief, handeln klug.
Sie sind nicht nur fähig, sie sind bereit.
Bereit, mehr zu sehen, mehr zu tragen, mehr zu geben.
Und genau darin lauert die Gefahr.
Denn wer viel kann, dem wird oft viel abverlangt. Und wer bereit ist zu geben, wird selten gefragt, ob er auch etwas behalten darf von seiner Energie.
So geschieht es, dass aus der Gabe eine Last wird.
Dass aus der Vielseitigkeit ein Maulkorb entsteht:
«Kannst du das noch kurz machen?»
«Du machst das ja eh am besten.»
«Du bist halt einfach belastbarer.»
«Du bist eben das beste Ross im Stall.»
Worte, die wie Lob klingen, doch in Wahrheit nichts anderes sagen als:
«Ich sehe dich nicht, ich nutze dich nur (schamlos aus).»
«Wer sich selbst alles zutraut,
wird von anderen schnell über alle Massen beansprucht.»
frei nach Seneca
Die Leine, die man nicht sieht
Die Leine, an der viele dieser Menschen gehalten werden, ist selten aus Eisen, jedoch oft sehr kurz.
Sie ist aus Schuld, aus Gewohnheit, aus falsch verstandener Dankbarkeit.
Sie ist aus der Angst, nicht mehr gebraucht zu werden.
Denn wer immer stark war, glaubt irgendwann leider:
Nur meine Stärke macht mich liebenswert.
Und so rennen sie weiter, die vielseitigen Wesen.
Sie Geben. Sie Lösen. Sie Übernehmen. Sie tun es aus Liebe, aus Pflicht, aus Identität und Integrität.
Sie merken dabei nicht, dass ihr Wert bereits vor der Leistung da war.
«Der Mensch ist nicht zum Gebrauch bestimmt,
sondern zur Entfaltung.»
so Cicero sinngemäss aus ‚De Officiis‘
Die Sprache als Nadel und als Nähmaschine
Wenn wir die Menschen wie Maschinen/Objekte benennen, bauen wir uns eine Welt, in der wir uns selbst verlieren.
Darum ist es höchste Zeit, die Sprache zu verändern.
Nicht aus Korrektheit, sondern aus Menschlichkeit.
Lasst uns künftig somit bitte nicht mehr von Ressourcen sprechen, sondern von Fähigkeiten.
Auch nicht mehr von «flexiblen Arbeitskräften», sondern von Menschen mit Leben, mit Rhythmen, mit Würde, mit Wirkungskraft und nahezu grenzenlosem Willen.
Ein Mensch ist kein Modul. Keine Einheit auf dem Wochenplan.
Ein Mensch ist ein Wesen im Werden. Ein Kosmos. Eine Geschichte.
Ein neuer Blick auf die Vielseitigen
Statt sie zu überspannen, die Vielseitigen, dürfen wir sie endlich sehen.
Statt sie mit kleinen Resten von Aufmerksamkeit abzuspeisen, können wir ihnen Raum geben.
Nicht nur Applaus, wenn sie wieder das Unmögliche geschafft haben, sondern mit Respekt vor dem Moment, in dem sie sich selbst gehören.
Sie müssen nicht weniger geben.
Sie dürfen lernen, bewusster zu wählen, wohin sie geben. Denn ihr Feuer ist wertvoll und ja, nicht unendlich.
«Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die du zugleich wollen kannst,
dass sie ein allgemeines Gesetz werde.»
Immanuel Kant zur Erinnerung an die Verantwortung auch im Umgang mit den Gebenden
Und wir alle?
Wir dürfen mit ihnen gemeinsam eine Welt denken, in der Menschen nicht nach Funktion bewertet werden, sondern nach Wesen.
Eine Welt, in der niemand daran gemessen wird, wie viele Eier er legt, wie viele Stunden er brennt, wie viele Baustellen er gleichzeitig hält, wie viel Kohle er wieder aus dem Feuer geholt hat, wie viele Projekte er wieder auf Kurs gebracht hat.
Sondern daran, wie ehrlich er lebt, wie achtsam er handelt und wie frei er sich selbst spüren darf.
Am Ende war das Wort, und es ward warm
Lasst uns Worte wählen, die nicht ausbeuten.
Lasst uns Strukturen bauen, die nicht nur nutzen, sondern nähren.
Lasst uns den Menschen den Wert zurückgeben, den sie nie hätten verlieren dürfen.
Nicht mit Kampf und noch weniger mit Lautstärke, sondern mit Klarheit, Weichheit und mit Wahrheit.
«Der Mensch ist frei geschaffen,
ist frei,
und würd er in Ketten geboren.»
so Friedrich Schiller
«Die zwei wichtigsten Tage im Leben sind der Tag,
an dem du geboren wurdest und der Tag,
an dem du herausfindest, warum.»
Mark Twain
Denn wie heisst es so schön im alten Evangelium?
«Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.»
Heute darf es wieder Mensch werden.
Mit Herz.
Mit Haut.
Mit allem, was dazugehört.
In eigener Sache
Diese Gedankenreise darf sehr gern geteilt, diskutiert, weitergedacht werden.
DIESE Gedankenreise habe ich bewusst gekürzt, damit du Nemesis in dein Leben lassen kannst.
In dein Leben und für dein Leben.
Ich bin offen für Gespräche, Aufträge, Projekte – auch (oder gerade) in bewegten Zeiten wie wir sie aktuell durchleben.
Denn genau dann lohnt es sich, die Menschenwürde zu achten und zu schützen, um dich wieder mit gewonnener Kraft auf Augenhöhe dem respektvollen Miteinander zuzuwenden und ein Mensch des positiven Handelns in Freiheit zu werden.
Mit Haltung.
Mit Tiefe.
Mit Freude an erfrischend respektvollen Leben.
Weisst du was?
Ich brauche dich nicht, weil du leidest oder arbeitest für mich.
Ich liebe dich, weil du DU bist – selbst, wenn du nichts tust.
La vita è bella! 😎
Herzlichst aus Helvetien, dein/euer Maurizio.
PS:
Solltest du über dieses oder andere Themen meiner Artikel und Blogs sprechen, sinnieren, philosophieren wollen, «I’m your man». Melde dich sehr gerne, wie es bisher schon einige sehr wertvolle Menschen und Firmen taten, mit denen ich bereits schöne sowie wertbringende Aktionen und Veränderungen umsetzen durfte.
Dir gehöre der erste Schritt – wir schreiten dann zusammen voran. Versprochen. 😉
PPS:
Ein Weg, mit mir in Dialog zu treten ist, dass du diesen Bolg von mir auf LinkedIn kommentierst oder darüber mit mir in Kontakt trittst.
Wie dahin? Ganz einfach mit Klick auf den Link hier rechts: https://www.linkedin.com/pulse/von-wollmilchs%25C3%25A4uen-und-menschenwert-maurizio-tondolo-fkkzf