Gedankenreise und Blogbeitrag für alle, die geben, um geliebt zu werden.
Es gibt eine Art von Liebe, die nicht nährt, sondern zehrt. Eine Art von Liebe, die sich tarnt, aussieht sowie anfühlt wie Zuneigung, Fürsorge, Loyalität. DOCH, sie ist nichts anderes als ein Pakt mit der Erschöpfung.
Diese «Liebe» verlangt viel, gibt aber wenig. Sie lässt Menschen tragen, retten, funktionieren und deren mehr, bis nichts mehr geht.
Und das Perfide daran? Sie nennt sich «normal».
Zumindest sind wir so weit, dass dies der «Norm» entsprich und wir so daran festhalten.
Viele von uns leben inmitten dieses Systems. Ohne es zu merken. Ohne zu wissen, dass sie in einem stillen Theaterstück mitspielen, dessen Hauptfigur ein Moloch ist. Eine unersättliche Sehnsucht nach Anerkennung, Gebrauchtwerden, Gesehenwerden ist der Lockstoff.
Diese Sehnsucht wird aber nie satt.
«Der grösste Fehler, den man im Leben machen kann, ist,
immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.» so Dietrich Bonhoeffer
Wie und wann beginnt dieses unsägliche Spiel?
Es beginnt früh. Vielleicht in der Kindheit. Vielleicht in der Schule. Vielleicht in der ersten Beziehung. Vielleicht in der Lehre oder in der ersten Anstellung
Irgendwann wird uns beigebracht:
- wer lieb sein will, muss etwas tun, um Liebe zu erhalten
- wer dazugehören will, muss etwas dafür leisten
- wer geliebt werden will, darf nicht «zu viel» sein und nie «zu wenig» geben
So entstehen Muster und unausgesprochene Regeln der Norm:
- ich helfe – damit man mich schätzt
- ich halte aus – damit ich dazugehören darf
- ich trage – damit ich wichtig bin (oder zumindest so erscheine)
- ich schweige – damit der Frieden gewahrt und die Kirche im Dorf bleibt
- ich rette – damit ich gebraucht werde
Und jedes Mal, wenn wir etwas davon tun, glauben wir:
So geht Liebe.
Die Rollen im stillen Spiel
Manche sind die Jongleure. Sie halten alles in der Luft: Projekte, Beziehungen, Emotionen.
Sie organisieren, tragen, retten. Sie können nicht aufhören, weil sie glauben, sonst geht alles kaputt.
Vielleicht sind sie beeindruckend. Werden vielleicht sogar bewundert und punktuell geehrt. Doch oft sind sie innerlich leer.
Andere sind die Helfer. Die Mitspieler.
Die sich anpassen, unterordnen, mittragen. Nicht immer bewusst. Aber sie merken: Diese Nähe kostet mein Tribut. Diese Verbindung fühlt sich nach Schuld an. Und nach Pflicht.
Und viele sind beides.
Mal Jongleur, mal Zuschauer, mal stille Mitläufer im grossen Spiel.
Der Preis
Wer dieses Spiel lange genug mitspielt, zahlt. Mit Energie. Mit Gesundheit. Mit Selbstachtung. Mit innerer Klarheit.
Burnout ist oft nicht das Ergebnis von zu viel Arbeit, sondern von zu wenig echter Liebe.
Von zu viel Anpassung.
Zu viel Selbstvergessenheit.
Zu viel Selbstaufopferung.
Zu vielen faulen Kompromissen mit einem System, das nie zur eigenen Seele gepasst hat.
Depression?
Nicht immer nur Chemie. Oft eine letzte stille Rebellion des Körpers gegen das Spiel, welches so ganz und gar nicht zu einem passt.
Krankheit?
Vielleicht das Ende eines stillen Schwurs im Sinne von ich kann das, ich muss das sowie ich darf nicht aufhören.
«Die Seele hat die Farbe deiner Gedanken.»
so Marc Aurel.
Der Moment der Wahrheit
Irgendwann kommt er. Der Punkt, an dem etwas nicht mehr geht.
Der Rücken.
Die Psyche.
Die Beziehung.
Die Arbeit.
Das Herz.
Und dann stellt sich die leise Frage: «Für wen mache ich das eigentlich alles?»
Und noch leiser sowie noch ehrlicher: «Was, wenn ich aufhöre, mitzuspielen? Was bleibt dann von mir übrig?»
Ein innerer Spiegel taucht auf.
Kein glatter, klarer Spiegel aus Glas. Sondern einer aus Wasser. Er zittert, wenn man zu lange wegschaut.
Doch wer ihn ansieht, erkennt mehr als sein Bild.
«Spieglein, Spieglein an der Wand…» …
bist du echt oder nur der Schatten einer Rolle, die du nie spielen wolltest?
Der Ausstieg
Der Ausstieg ist kein Knall. Kein Drama. Kein Kündigungsschreiben an die Welt.
Der Ausstieg ist eine Reihe stiller Entscheidungen:
- ich lasse los, was nicht echt ist
- ich trage nicht mehr für andere, was nicht meine Aufgabe ist
- ich lerne, mich zu zeigen, ohne etwas zu leisten
- ich wähle Bindung, die nicht auf Schuld basiert
- ich bin MEIN Leben und mein Leben bin ich
«Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.»
dazu Immanuel Kant.
Es ist schwer. Es braucht Mut und es kann einsam sein. Aber es ist echt und es ist frei.
Es ist deine Echtheit, deine Freiheit.
Und dann?
Dann wird es leiser und klarer. Man steht auf einer Wiese. Keine Manege. Keine Scheinwerfer. Keine Rufe aus dem Publikum. Du bist in der Manege deines Lebens. Vielleicht liegt ein Ei in der linken Hand und eine Fackel in deiner Rechten.
Vielleicht auch gar nichts, und das reicht.
Weil der Wert nicht mehr davon abhängt, wie viele Dinge in der Luft sind resp. wie viele Dinge du in der Luft zu halten annimmst. Sondern davon, dass man endlich bei sich angekommen ist.
Ein Moment tiefer Würde, der Ehrfurcht und vielleicht ein Lächeln. Kein lautes, kein strahlendes. Ein stilles. Aus der Tiefe deines Seins.
Eine Einladung
Wenn du dich in diesen Zeilen gespiegelt fühlst, ist das kein Vorwurf. Es ist keine Schwäche.
Es ist ein Zeichen, dass du wach bist. Dass du vielleicht mitgespielt hast, wie so viele, und dass du entscheiden kannst, ob du weiter spielst.
Der Moloch lebt nur, wenn wir ihn füttern.
Aber du bist mehr als das Spiel. Du bist nicht deine Rolle und du darfst aufhören, zu geben, um geliebt zu werden.
Du darfst geliebt werden, einfach und aus dem simplen Motiv, weil du bist.
«Der Sinn des Lebens ist nicht, geliebt zu werden.
Es ist, zu lieben.
Und zu erkennen, dass du schon lange geliebt wirst – du hast es nur nicht gespürt.»
….. dies frei nach Meister Eckhart.
In eigener Sache
Diese Gedankenreise darf sehr gern geteilt, diskutiert, weitergedacht werden.
Ich bin offen für Gespräche, Aufträge, Projekte – auch (oder gerade) in bewegten Zeiten wie wir sie aktuell durchleben.
Denn genau dann lohnt es sich, kein Moloch zu füttern und dich DEINER SELBST bewusst zu werden, um dich auf Augenhöhe dem respektvollen Miteinander zuzuwenden und ein Mensch des positiven Handelns in Freiheit zu werden.
Mit Haltung.
Mit Tiefe.
Mit Freude an erfrischend respektvollen Leben.
Weisst du was?
Ich brauche dich nicht, weil du leidest oder arbeitest für mich.
Ich liebe dich, weil du DU bist – selbst, wenn du nichts tust.
La vita è bella! 😎
Herzlichst aus Helvetien, dein/euer Maurizio.
PS:
Solltest du über dieses oder andere Themen meiner Artikel und Blogs sprechen, sinnieren, philosophieren wollen, «I’m your man». Melde dich sehr gerne, wie es bisher schon einige sehr wertvolle Menschen und Firmen taten, mit denen ich bereits schöne sowie wertbringende Aktionen und Veränderungen umsetzen durfte.
Dir gehöre der erste Schritt – wir schreiten dann zusammen voran. Versprochen. 😉
PPS:
Ein Weg, mit mir in Dialog zu treten ist, dass du diesen Bolg von mir auf LinkedIn kommentierst oder darüber mit mir in Kontakt trittst.
Wie dahin? Ganz einfach mit Klick auf den Link hier rechts: https://www.linkedin.com/pulse/der-moloch-falschen-liebe-und-das-stille-mitspiel-maurizio-tondolo-moo9f