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Ein sprachlicher Streifzug durch die feinen Grautöne zwischen Zustimmung und Abgrenzung sowie eine Einladung zur ehrlichen Selbstspiegelung.

Sprache ist nie neutral

Wir sprechen jeden Tag Dutzende Male. Schnell, beiläufig, automatisch.
Doch jedes kleine «Ja», jedes reflexhafte «Jaja», jedes beschwichtigende «Nein-nein» trägt eine tiefere Botschaft.
Eine, die wir oft nicht einmal selbst hören.

Sprache ist Beziehung.
Zu anderen – aber vor allem zu uns selbst.

In Wahrheit sind unsere Kurzantworten oft wie winzige Pinselstriche auf dem Gemälde unserer Identität. Wenn wir beginnen, sie zu lesen, offenbart sich darin nicht weniger als unser Selbstbild, unsere Ängste, unsere Grenzen. Und manchmal sogar – unser Selbstverrat.

Ja – die Einladung zur Selbstverleugnung (wenn’s nicht echt ist)

Ein «Ja» ist wunderschön – wenn es aus ganzem Herzen kommt.
Es ist ein Zeichen von Verbindung, Kooperationswille, Liebe oder Commitment.

Doch wie oft sagst du «Ja», obwohl in dir längst ein zartes, leises «Nein» ruft?

Dein innerer Spiegel

  • Ich sage Ja, weil ich Harmonie will.
  • Ich sage Ja, weil ich nicht enttäuschen will.
  • Ich sage Ja, weil ich Angst habe, sonst nicht mehr dazu zu gehören.

In diesen Momenten wird das Ja zur Maske.
Nach aussen ein Lächeln – nach innen ein kleiner Riss.

Das Tragische daran?
Jedes unechte Ja zu anderen ist ein Nein zu dir selbst.

Jaja – die höfliche Kapitulation

Das doppelte Ja ist selten doppelt gut. Es ist das Abwinken ohne Winken. Ein Kopfnicken, das innerlich den Kopf schüttelt.
Oft benutzt in Gesprächen, wenn wir mental bereits weg sind.

«Jaja, passt schon.»
«Jaja, ich hab’s verstanden.»
«Jaja, ich meld mich dann.»

Aber stimmt das? Hast du wirklich zugehört? Oder nur reagiert, um Ruhe zu haben?

Dein innerer Spiegel

  • Ich sage Jaja, weil ich mich nicht konfrontieren will.
  • Ich sage Jaja, weil mich das Thema gar nicht interessiert.
  • Ich sage Jaja, weil ich innerlich schon aufgegeben habe.

Ein «Jaja» ist wie ein halbherziges Händeschütteln mit Blick zur Tür.
Es ist höflich – aber kalt. Sehr oft spürt das Gegenüber diesen Mini-Verrat.

Ein Jaja verletzt die Beziehung – weil es vorgibt,
da zu sein, wo du innerlich schon weg bist.

Nein – die hohe Kunst der Abgrenzung

Ein «Nein» klingt für viele hart. Doch in Wahrheit ist es eines der liebevollsten Wörter, das wir kennen – wenn es ehrlich ist.

Denn ein Nein zu einer Situation, einer Bitte oder einem Tempo, das nicht deins ist, ist ein Ja zu deinem inneren Frieden.

Dein innerer Spiegel

  • Ich sage Nein, weil ich mich schützen will – UND OHNE SCHAM DARF!
  • Ich sage Nein, weil ich ehrlich sein will.
  • Ich sage Nein, weil ich weiss, dass ein falsches Ja uns beide enttäuschen würde.

Ein klares Nein ist kein Angriff – sondern
eine Einladung, authentisch zu bleiben.

Ja – manchmal tut ein Nein weh. Aber es ist der Schmerz der Klarheit, nicht der der Täuschung.

Nein-nein – die rhetorische Tarnkappe

«Hast du XY erledigt?» «Nein-nein – also ich hab’s nicht vergessen, ist noch in Arbeit.»

Hier beginnt der sprachliche Schleier.

Das doppelte Nein klingt beruhigend, fast fürsorglich.
Doch oft verdeckt es, dass etwas nicht gemacht wurde und, dass man dafür keine Verantwortung übernehmen will.

Dein innerer Spiegel

  • Ich sage Nein-nein, weil ich Angst habe, Fehler zuzugeben.
  • Ich sage Nein-nein, weil ich mein Bild wahren will.
  • Ich sage Nein-nein, weil ich mich lieber winde, als zu sagen: Ich habe es vergessen.

Ein Nein-nein ist keine Lüge – aber auch keine Wahrheit.
Es ist ein Tanz um den Punkt.

Was wäre, wenn du stattdessen einfach sagst: «Ich hab’s nicht geschafft – sorry. Ich übernehme und erledige umgehend.» Klingt mutiger? Ist es auch. Aber auch: befreiend ehrlich.

Mal schauen – das elegante Zögern

«Mal schauen» ist der Schweizer Klassiker. Nicht ganz Ja, nicht ganz Nein – aber immer elegant.

Es ist ein Puffer, eine Denkpause, eine Möglichkeit, sich alles offen zu halten.
Doch es kann auch eine Angst vor Entscheidung sein.

Dein innerer Spiegel

  • Ich sage mal schauen, weil ich mich nicht festlegen will.
  • Ich sage mal schauen, weil ich nicht Nein sagen kann.
  • Ich sage mal schauen, weil ich Konflikte vermeiden will.

«Mal schauen» ist charmant – aber oft auch ein Versteck.
Denn – Entscheidungen zu vertagen ist auch eine Entscheidung.
Nur eben ohne Verantwortung.

50 Shades of Language – die Übersichtstabelle

AusdruckWas es wirklich sagtWirkung auf dichWirkung auf andere
JaIch stimme zu (auch wenn ich’s nicht will)Kann dich innerlich erschöpfenWirkt verbindlich – aber evtl. unehrlich
JajaLass mich in Ruhe / Ich will nicht zuhörenInnere Distanz, FrustBeziehung kühlt spürbar ab
NeinIch setze (m)eine GrenzeKlärt dich und stärkt dichIst ehrlich, auch wenn’s wehtut
Nein-neinIch will keine Verantwortung übernehmenVersteckt dein Potenzial zur GrösseBaut Misstrauen, wirkt ausweichend
Mal schauenIch will mich nicht festlegenHält dich in SchwebezuständenLässt andere hoffen – ohne Grundlage

Fazit – Sprache als Spiegel deiner inneren Haltung

Du bist, was du oft sagst. Nicht, weil Sprache dein Wesen formt – sondern weil sie deine Haltung verrät.

👉 Ein echtes Ja ist wertvoll. Ein falsches Ja ist teuer.
👉 Ein klares Nein ist würdevoll. Ein ausweichendes Nein-nein untergräbt dein Selbstbild.

Unsere Sprache ist keine Nebensache. Sie ist ein Fenster zu unserem Innersten.
Wenn du bewusster sprichst, sprichst du nicht nur zu anderen klarer – du hörst auch dein eigenes Herz deutlicher.

Reflexionsfragen zum Tagesausklang

  • Wo habe ich mich heute selbst nicht vertreten – durch ein falsches Ja oder ein ausweichendes «mal schauen»?
  • Wo habe ich andere mit einem Jaja auf Abstand gehalten – statt ehrlich zu sagen:
    «Ich bin in Gedanken grad nicht da bei dir.»?
  • Wo habe ich bewusst Grenzen gesetzt und wie hat sich das angefühlt?

Nimm dir 5 Minuten – mehr braucht es nicht. Vielleicht entsteht daraus eine kleine, stille Revolution in deinem Sprachgebrauch. Und wer weiss – vielleicht auch in deinem Leben.

In eigener Sache

Dieser Text darf gern geteilt, diskutiert, weitergedacht werden.
Ich bin offen für Gespräche, Aufträge, Projekte – auch (oder gerade) in bewegten Zeiten wie wir sie aktuell durchleben.

Denn genau dann lohnt es sich, sich klar und BEWUSST auszudrucken, um sich auf Augenhöhe dem respektvollen Miteinander zuzuwenden und ein Mensch des positiven Handelns zu werden.

Mit Haltung.
Mit Tiefe.
Mit Freude an erfrischend respektvollen Leben.

La vita è bella! 😎
Herzlichst – dein/euer Maurizio

PS:
Solltest du über dieses oder andere Themen meiner Artikel und Blogs sprechen, sinnieren, philosophieren wollen, «I’m your man». Melde dich sehr gerne, wie es bisher schon einige sehr wertvolle Menschen und Firmen taten, mit denen ich bereits schöne sowie wertbringende Aktionen und Veränderungen umsetzen durfte.

Dir gehöre der erste Schritt – wir schreiten dann zusammen voran. Versprochen. 😉

PPS:
Ein Weg, mit mir in Dialog zu treten ist, dass du diesen Bolg von mir auf LinkedIn kommentierst oder darüber mit mir in Kontakt trittst.
Wie dahin? Ganz einfach mit Klick auf den Link hier rechts: https://www.linkedin.com/pulse/50-shades-language-wie-ein-ja-uns-verbiegen-und-nein-befreien-iv5bf