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Ein trojanisches Handbuch zur zärtlichen Unangepasstheit in Zeiten der Normopathie

«Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.» – Friedrich Schiller
«Arlecchino scherzando si confessava.» – Harlekin beichtete, indem er herumalberte
«Wir leben in einer normopathischen Gesellschaft.» – Hans-Joachim Maaz

Einleitung – oder … warum gerade jetzt?

Die Welt wirkt ernst. Verhärtet. Als hätte man ihr das Lächeln aus dem Gesicht genagelt.
Inmitten von Krisen, digitalen Monokulturen und einem Leistungsdenken, das selbst dem Schlaf noch ein Zeitfenster zuteilt, wächst ein leiser Ruf: «Wo ist das Spiel geblieben?»

Diese Zeilen sind ein Gegengift – ein Antiserum.
Eine Einladung.
Eine Gebrauchsanleitung für das Wiederfinden jener Kraft, die inmitten von Unsinn Wahrheit birgt, inmitten von Lachen Heilung spendet und inmitten von Spiel eine Revolution anzettelt.

Die These: «Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden – wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen.»

Wer das Spiel aus seinem Leben verbannt, verbannt auch das Staunen, das Queren von Grenzen, das Ausprobieren, das Herumalbern, die Lebensfreude und die Leichtigkeit. Und – damit das Lebendige, das Lebensfeuer.

Die Fähigkeit zur Leichtigkeit ist kein kindischer Restposten, kein infantiler Abfall auf dem Weg aus der Adoleszenz – sie ist unser innerer Jungbrunnen.

Neurobiologisch belegt. Psychologisch verankert. Philosophisch erhoben.

Normopathie – der Tod des Homo Ludens

Hans-Joachim Maaz beschreibt in seinem Buch «Das falsche Leben – Die narzissticshe Normopathie der Gesellschaft» mit seinem Begriff der Normopathie eine Gesellschaft, die krank (geworden) ist – gerade weil sie «normal» wirkt.

Anpassung wird zur höchsten Tugend erhoben.
Eigenart zur Bedrohung.
Verspieltheit zur Schwäche.

Der Homo Ludens, das spielende Wesen, verkümmert in einem System, das Effizienz über Empathie stellt, Leistung über Lachen, und Etikette über Echtheit.

🎭 Arlecchino und die Kunst der frechen Beichte

Der Harlekin der «commedia dell’arte» war kein Narr im Sinne von Dummheit – er war ein schillerndes Spiegelbild der Gesellschaft.

Wenn Arlecchino scherzte, beichtete er. Und nicht etwa seine eigenen Sünden, sondern die der Gesellschaft, des Umfeldes, der Welt.

In seinem Spiel steckte eine Wahrheit, die keine Predigt je so elegant übermitteln konnte.

Seine Maske erlaubte ihm, das Unsagbare zu sagen und dabei die Obrigkeit zu kitzeln, bis sie in sich selbst lachte oder zersprang.

📜 Das Manifest des Homo Ludens

«Wir sind Spielende – Suchende – Lachende.
Wir gehören nicht dem System – das System gehört uns, solange wir es verspielt durchqueren

  1. Wir glauben an den Unsinn als Geburtsort des Sinns
  2. Wir vertrauen dem Lachen mehr als dem Gesetz
  3. Wir halten Unangepasstheit für eine Form der Zärtlichkeit
  4. Wir hüten unsere Fähigkeit, zu staunen, wie einen Schatz
  5. Wir stören, wenn alle schlafen und tanzen, wenn alle marschieren
  6. Wir kennen keine Altersgrenze für Pfützen oder Hüpfburgen
  7. Wir feiern Irritation als Methode
  8. Wir tragen keine Masken – ausser wir tun es spielerisch
  9. Wir beichten durch Witz und befreien durch Spiel
  10. Wir haben keinen Plan – nur ein Lied auf den Lippen und einen Purzelbaum im Herzen

Anleitung zur zärtlichen Unangepasstheit – für den Alltag in toxisch-normopathischen Zonen

  • Begrüsse jeden Montag mit einem absurden Gedanken.
    «Heute wäre ein guter Tag, um die Welt in zitronengelben Zebrastreifen zu bemalen.»
  • Führe mindestens ein Gespräch pro Woche, das nirgends hinführt.
    Keine Agenda, kein Ziel – nur Austausch.
  • Lache laut, wenn’s gar nicht passt.
    Über dich, einen Fauxpas, eine Besteigung eines Fettnapfs mit Schwung.
  • Trage manchmal Dinge bei dir, die keinen Sinn machen.
    Eine Pfeife, obwohl du nicht rauchst. Ein Kuscheltier im Rucksack. Einen Löffel im Jackett.
  • Zeichne in langweiligen Meetings Karikaturen deiner inneren Stimme.
    Bunt – mit Leuchtstiften – mit Kreide – mit allem, was dir zur Hand gehen kann.
  • Gib Objekten Charaktere.
    Dein Schreibtischstuhl ist beleidigt? Sag’s weiter.
    Deine Kaffeetasse ist eine Zicke? Offenbare dies lauthals.
  • Tue etwas unerwartetes.
    Kraule den Schnurrbart deines Gesprächspartners nach der Begrüssung.
  • Tanze beim Kochen. Singe beim Staubsaugen. Verneige dich vor deinem Toaster.

🐴 Das trojanische Pferd – Dein Spiel als subversive Kraft

Du musst nicht laut rebellieren, um Widerstand zu leisten. Ein Lächeln an der falschen Stelle, ein Witz zur rechten Zeit, ein ironischer Blick – das genügt oft, um die Matrix zum flackern zu bringen.

Spiel kann verkleidet sein, als:

  • Humor im Jobinterview
  • absurder Vergleich im Bewerbungsschreiben
  • Clownsnase im Handschuhfach
  • Lippenstift-Kuss an deiner Wange beim Gespräch über Lohnverhandlungen
  • Kuss auf die Wange deines Chefs, wenn er dich zurechtgewiesen hat

Verspieltheit ist ein Trojanisches Pferd. Es tarnt sich als Unfug, bringt aber Wahrheit in die Festung der Ernsthaftigkeit.


🏁 Zum Schluss – oder eher zum Auftakt: «Die Ehren-Laudatio für den Homo Ludens»

«O du, der du dich erinnerst, wie es war, mit einem Löffel in der Hand die Welt zu dirigieren und zu regieren –
o du, der du nie ganz aufgehört hast, an Unsichtbares zu glauben –
o du, der du dich weigerst, in Tabellen zu passen –
o du, der in einem Verkehrspolizisten ein verkleidetes EInhorn siehst,
wir ehren dich.
Weil du uns erinnerst, dass Menschsein mehr ist als funktionieren.
Weil du spielst – und uns damit befreist.»

Möge dieser Text ein Samen sein – für mehr Spiel, mehr Lachen, mehr Widerstand mit Glitzerstaub, Lametta und Konfetti im Leben.

Lass uns die Welt nicht verbessern.
Lass uns sie verspielen.
OLÉ.

In eigener Sache

Dieser Text darf gern geteilt, diskutiert, weitergedacht werden.
Ich bin offen für Gespräche, Aufträge, Projekte – auch (oder gerade) in bewegten Zeiten wie wir sie aktuell durchleben.

Denn genau dann lohnt es sich, sichtbar und mit Schalk hinter den Ohren und verspielt zu bleiben.

Mit Haltung. Mit Tiefe. Mit Freude am scharfsinnigen Unsinn resp. klugem Blöd-Sinn im Leben.

La vita è bella! 😎
Herzlichst – dein/euer Maurizio


PS:
Solltest du über dieses oder andere Themen meiner Artikel und Blogs sprechen, sinnieren, philosophieren wollen, «I’m your man». Melde dich sehr gerne, wie es bisher schon einige sehr wertvolle Menschen und Firmen taten, mit denen ich bereits schöne sowie wertbringende Aktionen und Veränderungen umsetzen durfte.

Dir gehöre der erste Schritt – wir schreiten dann zusammen voran. Versprochen. 😉

PPS:
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