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Unsere Gesellschaft scheint auf den ersten Blick klar strukturiert: Regeln, Normen, Vorgaben – all das gibt Orientierung.

Doch was passiert, wenn diese Strukturen nicht mehr zur Stütze, sondern zum Korsett werden?

Wenn vor lauter Anpassung die Individualität und Kreativität verloren gehen?

Der Begriff «Normopathie», wie ihn Hans-Joachim Maaz in seinem Werk «Das falsche Leben» prägte, beschreibt genau dieses Phänomen: eine Gesellschaft, die vor allem durch übermässige Konformität auffällt.

Vom Hirnbesitzer zum Hirnbenutzer

Hier kommt ein weiteres wichtiges Konzept ins Spiel, das oft mit dem Neurowissenschaftler Gerald Hüther in Verbindung gebracht wird: «der Sprung vom Hirnbesitzer zum Hirnbenutzer».

Es ist eine Einladung, deinen Denkapparat nicht nur als Werkzeug zur Problemlösung im Alltag zu sehen, sondern als Quelle für Innovation, Perspektivenwechsel und bewusstes Handeln.

Die Welt braucht keine automatisierten Normbefolger – sie braucht Menschen, die ihre Möglichkeiten ausschöpfen, kritisch hinterfragen und neue Wege beschreiten.

Der Kampf zwischen Anpassung und Authentizität

Die Balance zwischen Struktur und Freiheit zu finden, ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Eine gewisse Ordnung ist nötig, um das Zusammenleben von 8 Milliarden Menschen auf diesem «Lernplaneten Erde» zu ermöglichen.

«Lernplanet Erde» – wie treffend dieser Begriff doch ist, den ich von Marcus Selzer in meinen Wortschatz übernommen habe.

Doch der Preis für übermässige Anpassung kann hoch sein: Es entstehen Gesellschaften, in denen Menschen lieber Regeln befolgen, als ihre eigene Wahrheit zu leben.

Dante Alighieri, der grosse Dichter der Göttlichen Komödie und mein Landsmann, liefert hier eine Weisheit, die aktueller nicht sein könnte: «Guarda, passa e non ti curar di lor» – schau hin, geh weiter und beachte sie nicht.

Opportunisten, Egoisten und alle, die ihre Machtstrukturen über Menschlichkeit stellen, verdienen weder Energie noch Aufmerksamkeit.

Normopathie im Alltag – vom Ampelgehorsam bis zur Unternehmensfeier

Ein schönes Beispiel für die Omnipräsenz der Normopathie ist der alltägliche Gehorsam. Menschen, die stur nur bei grün über die Ampel gehen, selbst wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist. Oder jene «Super-Arbeitgeber», die sich für fragwürdige Auszeichnungen feiern lassen. Gleichzeitig zeigen Studien – etwa von Gallup – regelmässig, dass in vielen Unternehmen weltweit rund 70% der Mitarbeitenden innerlich bereits gekündigt haben.

Hier zeigt sich der Mechanismus: Oberfläche wird wichtiger als Substanz, Anpassung triumphiert über Authentizität.

Ein Plädoyer für die Anti-Normopathie

Wie kann diesem Trend entgegengewirkt werden?

Es beginnt im Kleinen – durch bewusste Entscheidungen, durch Perspektivenwechsel und durch Mut. Mut, auch mal gegen den Strom zu schwimmen, Grenzen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.

Vielleicht lebst du diese Balance einer flexiblen, innovativen und individuellen Gemeinschaft bereits. Das ist der Kern dessen, was Maaz als Gegenpol zur normopathischen Gesellschaft beschreibt – Menschen, die kritisch denken, ohne destruktiv zu sein.

Die Struktur akzeptieren, wo sie nützlich ist und sie durchbrechen, wo sie starr und hinderlich wird.

Von der Vision zur Praxis

Es mag utopisch erscheinen, eine Gesellschaft zu erdenken, die diese Prinzipien im Grossen lebt. Doch wie bei allem beginnt der Wandel im Kleinen. Pareto lässt grüssen. Wenn bereits nur schon deren 20% der Menschen bewusster leben, könnte dies bereits 80% positiven Einfluss haben.

Die Frage ist hier: Wie viel Struktur braucht die Welt und wie viel Freiheit können wir uns leisten?

Vielleicht liegt die Antwort nicht in einem starren System, sondern in einem dynamischen Rahmen – einer Gesellschaft, die sich selbst immer wieder hinterfragt und anpasst.

Schlussgedanke

Dieser Beitrag soll dich zum Nachdenken anregen.

Hinterfrage deine eigene Normopathie, lass dich inspirieren und reflektiere, wie du deine Individualität und Kreativität in die Welt bringen kannst.

Am Ende ist es genau diese Mischung aus Freigeist, bewusster Reflexion und einer Prise Dantescher Weisheit, die uns alle ein Stück näher an eine bessere Gesellschaft bringen könnte.

Rein ins Leben.

Lerne von den Besten.

Und vor allem: kein Wind an die Segel der Pissnelken. 😉

La vita è bella! 😎

Dein/euer Maurizio

PS
Wie bereits normopathisch…. 😉….. hier der Link zum Beitrag auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/pulse/normopathie-oder-hirnbenutzer-ein-pl%25C3%25A4doyer-f%25C3%25BCr-den-maurizio-tondolo-rriif

PPS
Ein HERZENS-DANK geht an meine Tochter L.C. (Name der Redaktion bekannt 🫠), dass sie in mir IMMER das Kind wach gehalten hat. Noch heute und in Zukunft. Das Bild stammt übrigens von ihr, als sie ihren Baustellen-Wagen anlässlich eines Besuches noch dort vorfand.