Wörtlich übersetzt mit «Wer langsam geht, geht sicher und kommt weit.» oder sinngemässer «Eile mit Weile.» resp. «Gut Ding will Weile haben».
«Chi va piano va sano e va lontano», ist wohl eines der am weitesten verbreitete italienische Sprichwörter in der 🇮🇹-Populärkultur, da es in verschiedenen Zusammenhängen verwendet werden kann.
Eigentlich ist das vollständige Sprichwort, das nur wenige kennen und kaum jemals benutzt wird, etwas länger, nämlich: «Chi va piano va sano e va lontano. Chi va forte va incontro alla morte.», also so viel wie «Wer langsam geht, schreitet stetig voran und kommt dabei weit. Wer schnell geht, geht dem Tod entgegen».
Kanntest du dies in Original-Länge?
Bedeutung:
Mit Ruhe und Gelassenheit erreicht unsereiner seine Ziele geschmeidiger, unter Umständen mit besseren Erfolgsaussichten als für diejenigen, die zu hastig und zu schnell handeln. Letztere erreichen am Ende allenfalls gar nichts und riskieren sogar, sich selbst zu verletzen, so dass sie sich damit abfinden müssen, dass Ziele kaum einmal durch Hast erreicht werden können.
Ein ähnliches Sprichwort lautet: «La fretta è cattiva consigliera.» – «Hasten ist ein schlechter Ratgeber».
Fabel – Geschichte:
Eine schöne Fabel von Äsop (antiker griechischer Dichter von Fabeln und Gleichnissen, der wahrscheinlich im 6. Jahrhundert v. Chr. lebte) mit dem Titel:
«La tartaruga e la lepre.» – «Die Schildkröte und der Hase.»
Es waren einmal eine Schildkröte und ein Hase, die in einem Wald lebten.
Der Hase rühmte sich, das schnellste aller Tiere zu sein, und die Schildkröte forderte ihn zu einem Wettrennen heraus.
Der Hase nahm sofort an, denn er wusste, dass er der Schnellste war.
So trafen sie sich am nächsten Tag am Fusse eines Hügels und das Rennen begann.
Die Schildkröte fiel sofort weit zurück, während der Hase sehr schnell sprintete. Als der Hase kurz vor dem Ziel war, rannte er weiter und bemerkte nicht, dass sich ihm ein Igel in den Weg stellte. Unglücklicherweise stolperte der Hase über den Igel und die Stacheln drangen in seine Pfote, so dass der Hase vor Schmerzen zu Boden fiel.
Die Schildkröte hatte sich in der Zwischenzeit langsam genähert und bemerkte den Igel rechtzeitig, wich ihm aus und gewann schliesslich das Rennen. »
Die Moral der Geschichte? Ihr kennt sie – «Chi va piano va sano e va lontano. Chi va forte va incontro alla morte.»
Verwendung:
Diejenigen, die dieses Sprichwort verwenden, sind oft Menschen, die Gemächlichkeit, Ruhe und Geduld bevorzugen, wie z. B. Erwachsene (vor allem Eltern) und ältere Menschen mit «Seniorität-Bonus», die in der Vergangenheit «die Eile» bereits erlebt haben und wissen, dass es selten klug ist, so zu handeln, weil man nicht nur Fehler macht, sondern auch Gefahr läuft, sich zu verletzen.
Es gibt selbstverständlich auch diejenigen, die anders denken und Eile als Strategie betrachten. Es ist alles andere als abwegig, in angebrachter Situation und situativ nötiger Gegebenheit das Tempo zu erhöhen.
Wer langsam geht, schreitet dennoch stetig voran und kommt dabei weit.
Wer langsam geht, dabei zu viel denkt, zu oft abwägt und zu wenig handelt verschwendet dabei viel Zeit und kann von dem/der/das überholt werden, der mit klaren Vorstellungen stetig agiert.
Zu guter Letzt hier noch ein paar Anekdoten, die dieses Sprichwort meines Erachtens gut und pointiert illustrieren.
Die Torte des Konditors:
Ein bekannter Konditor sollte eine Hochzeitstorte für eine sehr wichtige Hochzeit backen. Er begann früh am Morgen, den Teig vorzubereiten, aber dann bemerkte er, dass er das Rezept vertauscht hatte und statt einer Torte Brot buk. «Gut Ding will Weile haben», sagte er sich, und startete von vorne. Am Ende des Tages präsentierte er die schönste Torte, die die Gäste je gesehen hatten – das Brautpaar war überglücklich.
Die Moral der Geschichte: Auch ein Fehler kann zu einem grossartigen Ergebnis führen, wenn man sich die Zeit nimmt, ihn zu korrigieren.
Denn Fehler dürfen Lehrgeld (ich ziehe eine Lehre daraus) sein und sollen bestenfalls NIEMALS als Leergeld (Leerlauf – keine Erkenntnis – es geht ins Leere) eine Verschwendung erfahren.
Der Geduldige Gärtner:
Ein Mann wollte seinen Garten verschönern und beschloss, einen schönen, grossen Baum zu pflanzen. Er pflanzte den Samen und goss ihn jeden Tag. Nach einer Woche war immer noch nichts zu sehen. «Gut Ding will Weile haben», sagte er sich und goss weiter. Nach einem Monat begann der Baum endlich zu spriessen, und nach einigen Jahren war es der prächtigste Baum im ganzen Viertel.
Alle Nachbarn bewunderten ihn und fragten, wie er das geschafft habe. Seine Antwort war stets die gleiche: «Gut Ding will Weile haben.»
Der rebellische Schüler:
Ein junger Schüler war ständig ungeduldig, unstetig und wollte alles sofort erledigt haben. Er wollte schnell gute Noten, ohne viel zu lernen, und dachte, dass Geduld überbewertet sei. Eines Tages gab ihm sein Lehrer die Aufgabe, einen Bonsai-Baum zu pflegen. Der Schüler goss den Baum zu oft und schnitt ihn zu stark zurück, weil er wollte, dass er schnell wuchs. Der Bonsai-Baum ging ein.
Der Lehrer sagte ihm: «Gut Ding will Weile haben.» Der Schüler war verärgert und antwortete: «Das ist nur eine Ausrede für Faulheit.» Der Lehrer lächelte und sagte: «Vielleicht, aber der Baum ist tot, weil du nicht geduldig warst.»
Dies brachte den Schüler zum Nachdenken über die Bedeutung von Geduld und sorgfältiger Pflege.
Diese Anekdoten zeigen auf humorvolle und nachdenkliche Weise, wie das Sprichwort «Gut Ding will Weile haben» in verschiedenen Lebenssituationen angewendet werden kann.
Weitere Redewendungen aus meiner Heimat 🇮🇹 werde ich weiter beleuchten und möglichst deren Ursprung recherchieren.
La vita è bella! 😎
Herzlichst – euer Maurizio