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Wörtlich übersetzt mit «Das Kleid macht keinen Mönch.» oder sinngemässer «Kleider machen (keine) Leute.» resp. «Der Schein trügt».

Eine gerne verwendete Variante lautet: «Spesso sotto abito vile s’asconde uom gentile» – «Unter einem schäbigen Gewand verbirgt sich oft ein freundlicher Mensch». Für unsere Latsch-Freaks habe ich noch «Barba non facit philosophum». Somit an euch, ihr Träger von Teppichen (mit oder ohne Strass-Steinchen) im Gesicht, ihr seid somit noch lange keine Philosophen 🤭 und für unsere UK-Front noch diesen «All that glisters is not gold». Brauchts eine Übersetzung? Ja? 🤔OK – es ist nicht alles Gold was glänzt.

L’apparenza può essere forviante –der Schein kann trügen.

Das äussere Erscheinungsbild einer Person spiegelt nicht die intellektuellen und moralischen Qualitäten des Subjektes resp. des Individuums wider. Diese Eigenschaften sind in der Tat auf den ersten Blick unsichtbar. Sie müssen vielmehr mit grosser Sorgfalt in Gedanken, Ausdrucks- und Verhaltensweisen gefunden werden, welche die zu analysierende Person manifestiert – also zum Ausdruck bringt.

Herkunft

Die Ursprünge des Sprichworts, wie wir es heute kennen, sind zweifelhaft resp. gar ungewiss. Tatsache ist, dass das Sprichwort bereits bei dem bekannten römischen Fabeldichter Phaedrus (20/15 v. Chr.-51 n. Chr.), genauer gesagt in einer seiner «Fabulae, Lanius et simius», d. h. «Der Metzger und der Affe», unter einem anderen Ausdruck kursiert.

Die Fabel besagt, dass ein Mann eines Tages in der Metzgerei einen Affen zwischen anderen Vorräten hängen sah. Der neugierige Herr wollte den Metzger fragen, wie ein Affe schmeckt, da er ihn noch nie gegessen hatte. Daraufhin antwortete der Metzger trocken: «Wie der Kopf, so der Geschmack», auf Lateinisch «Quale caput est, talis prestatur sapor».

Die Äusserung solcher Worte kann nur Erstaunen beim Fabeldichter hervorrufen, der sie eher für lächerlich als für wahr hält. Tatsächlich schliesst Phaedrus seine Fabel mit der Bemerkung «Formosos saepe inveni pessimos et turpi facie multos cognovi optimos», wörtlich: «Ich fand oft, dass die Schönen schlechte Menschen waren, und ich kannte viele hervorragende Menschen von hässlichem Aussehen». Als wollte er damit sagen: «Ich hielt ihn für einen besseren Menschen, als er sich herausstellte».

Das Sprichwort hat ebenso, laut Recherchen, griechischen Ursprungs und findet sich im «Buch des Höflings», Buch 2, 28 (B. Castiglione) wieder. «Man kann den Zustand der Menschen nicht mehr nach der Kleidung zu beurteilen, die sie tragen».- Sehr berühmt ist die lateinische Version «habitus non facit monachum», von der die heute bearbeitete italienische Adaption stammt.

Es ist wohl angebrachter, nicht voreilig über eine Person aufgrund des ersten Eindrucks zu urteilen, sei er nun positiver oder negativer Natur.«L’abito non fa il monaco», also «Kleider machen (keine) Leute» ist ein italienisches Sprichwort, das uns auffordert, keine Urteile zu fällen, bevor wir die Person, die vor uns steht, gründlich kennengelernt haben. Denn – sie könnte sich als alles andere als das herausstellen, was wir erwartet haben.

Ein Sprung zurück ins Mittelalter

Im Mittelalter war die Täuschung durch das Aussehen auf eine rein religiöse Dimension zurückzuführen. Im finsteren Mittelalter waren viele der unternommenen Reisen nichts anderes als Pilgerfahrten zu den bekanntesten und berühmtesten Gotteshäusern der Zeit wie Jerusalem oder Santiago de Compostela. Bei den Reisenden handelte es sich häufig um hoch angesehene Kirchenmänner, also um Mönche, die von den Einheimischen während ihrer Aufenthalte mit Kost und Logis empfangen wurden.

Ausserdem war es so, dass die Menschen gerade wegen der Soutane in die Irre geführt werden konnten und so Opfer von Betrügereien durch Schurken wurden, die sich als Mönche ausgaben. Die Kutte macht also gerade nicht den Mönch.

Heutige Bedeutung des Sprichworts

Die Zeiten und die Worte ändern sich, aber der Kern des Ganzen ist immer derselbe: Man kann nicht allein nach dem Aussehen urteilen. Es ist daher besser, alles genau zu prüfen und mit Vorsicht zu geniessen, bevor man voreilige Schlüsse zieht. Schliesslich heißt es doch stets: «Vertrauen ist gut, nicht zu vertrauen ist besser». Ein Hochjubeln aller Kontrollfreaks – ich höre euch und eure Zustimmung! 🤗

Mein Credo ist dennoch – Sprichwort hin oder her – ein Hoch auf das Vertrauen: Die Essenz menschlicher Beziehungen und des Fortschritt.

In einer Welt, in der das Sprichwort «L’abito non fa il monaco» oft und gerne zitiert wird, um zu betonen, dass Äusserlichkeiten nicht entscheidend sind und ein gesundes Misstrauen angebracht ist, möchte ich eine Lanze für das Vertrauen brechen. Denn Vertrauen ist nicht nur der Grundstein erfolgreicher zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern auch die treibende Kraft für gesellschaftlichen Fortschritt und persönliche Entwicklung.

Vertrauen als Fundament von Beziehungen

Vertrauen ist der Kitt, der zwischenmenschliche Beziehungen zusammenhält. Ob in der Familie, in Freundschaften oder am Arbeitsplatz – Vertrauen ermöglicht es uns, tiefe Verbindungen einzugehen, Verletzlichkeit zu zeigen und echte Gemeinschaft zu erleben. Ohne Vertrauen wäre jede Beziehung oberflächlich und von Unsicherheit geprägt. Ein starkes Vertrauen gibt uns die Sicherheit, uns auf andere verlassen zu können und in schwierigen Zeiten Unterstützung zu finden. Es fördert Zusammenarbeit und schafft eine Atmosphäre, in der Kreativität und Innovation gedeihen können. In einem Team, in dem Vertrauen herrscht, werden Ideen frei geteilt und Risiken eingegangen, was zu grösseren Erfolgen führt.

Vertrauen als Motor des Fortschritts

Gesellschaften und Organisationen, die auf Vertrauen bauen, sind widerstandsfähiger und innovativer. Vertrauen ermöglicht es Menschen, zusammenzuarbeiten, grosse Projekte zu realisieren und langfristige Ziele zu verfolgen. Es schafft die Basis für wirtschaftliche und soziale Stabilität. Ohne Vertrauen würde jede Transaktion, jede Kooperation mit einem enormen Aufwand an Kontrolle und Misstrauen einhergehen, was den Fortschritt lähmen würde. Vertrauen reduziert Komplexität und Transaktionskosten, es schafft ein Umfeld, in dem Risiken eingegangen und neue Ideen umgesetzt werden können.

Vertrauen als persönliche Tugend

Auch auf persönlicher Ebene ist Vertrauen ein Schlüssel zur Entfaltung unseres Potenzials. Vertrauen in sich selbst, aber auch in andere, ermöglicht es uns, Herausforderungen anzunehmen und über uns hinauszuwachsen. Es hilft uns, unsere Komfortzone zu verlassen und neue Erfahrungen zu machen. Wer vertraut, öffnet sich für das Leben in all seinen Facetten und nimmt Chancen wahr, die sich ohne Vertrauen nie ergeben würden.

Misstrauen als Hemmschuh

Natürlich ist Misstrauen manchmal notwendig, um uns vor Schaden zu bewahren. Doch ein Leben, das von Misstrauen geprägt ist, führt zu Isolation, Stress und letztlich zu ökonomischem und sozialem Stillstand. Misstrauen hält uns davon ab, tiefe Beziehungen zu führen, Neues zu wagen und uns weiterzuentwickeln. Es erzeugt eine Kultur der Angst, in der niemand bereit ist, Verantwortung zu übernehmen oder Risiken einzugehen.

Schlussfolgerung: Vertrauen als Lebenselixier

Vertrauen ist nicht naiv oder leichtsinnig – es ist eine bewusste Entscheidung, die das Potenzial hat, unser Leben und unsere Welt zum Besseren zu verändern. Es ist das Lebenselixier, das Beziehungen nährt, Innovationen fördert und persönliches Wachstum ermöglicht.

Ein Hoch auf das Vertrauen, denn es ist die Kraft, die uns verbindet und uns gemeinsam Grosses erreichen lässt.

Weitere Redewendungen aus meiner Heimat 🇮🇹 werde ich weiter beleuchten und möglichst deren Ursprung recherchieren.

La vita è bella! 😎

Herzlichst – euer Maurizio